Im Tölzer Land stellen Touristiker, Landwirte und Einzelhändler jetzt Einfallsreichtum und Kampfgeist unter Beweis. Damit trotzen sie der Krise und zollen gleichzeitig den vielen Helden des Alltags Tribut. Von den „Tölzer Stadtversucherinnen“, die ihre Gäste virtuell mit auf Tour nehmen über den Drive-In beim Landwirt bis hin zur Seife als Symbol für Solidarität.

Aufbruch im Tölzer Land 300 Stadtversucherinnen in der Isar c Stadtversucherinnen Bad Tilz© Stadtversucherinnen Bad TölzVirtuelle Versuchung 

„Unser Online-Angebot verstehen wir als Amuse-Gueule für unsere Gäste, die Bad Tölz vermissen“, sagt Birgit Mayr, eine der Tölzer Stadtversucherinnen. Unter normalen Umständen laden die fünf Freundinnen zu Stadtführungen durchs Isarstädtchen ein. Jetzt betreten sie digitales Neuland und vertiefen ihre Social-Media-Kompetenz. Auf ihrem Blog, Facebook und Instagram führen die „Versucherinnen“ in den kommenden Wochen fast wie gewohnt durch den oberbayerischen Ort. 

Sie spazieren mit der Kamera an der Isar entlang, werfen vom Kalvarienberg einen Blick über Stadt und Land und drehen an den Originalschauplätzen ein „behind the scenes“ zur ZDF-Serie Tonio und Julia, die derzeit sonntags um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird. Weitere Drehorte für die virtuellen Mini-Stadtführungen sind etwa der hölzerne Heilige Florian, der ungeniert die Hosen herunterlässt, sowie die kulinarischen Stationen, an denen die Stadtversucherinnen sonst mit ihren Gästen einkehren. Die Schwänke der Stadtversucherinnen und der Blick durchs Schaufenster sollen den Appetit auf Bad Tölz anregen. Stillen wollen die aktiven Damen den so schnell wie möglich live vor Ort. 

Aufbruch im Tölzer Land 300 Hofladen aussen c Gut Mooseurach© Gut MooseurachKontaktloser Drive

Auch andernorts im Tölzer Land begegnet man den Corona-Herausforderungen mit guten und vor allem praktischen Ideen. In kleinen Hofläden zum Beispiel dürfen sich im Moment maximal zwei Personen aufhalten – und selbst dann wird es schonmal eng. Um die Sicherheit ihrer Kunden zu gewähren, haben sich die Landwirte etwas einfallen lassen. 

Auf Gut Mooseurach bei Königsdorf setzt man auf einen Drive-In. An einem Samstag im Monat ist der Hof geöffnet. Das nächste Mal am 9. Mai. Statt wie sonst an der Theke erfolgt die Übergabe von Frühlingsblüten-Honig, Apfelsaft, Wurst und frischem Rindfleisch jetzt kontaktlos: Nach Vorbestellung im Online-Shop oder per E-Mail wartet das Warenpaket auf einem Tisch auf den Kunden. Die Zahlung erfolgt per Überweisung. 

Wer lieber zuhause bleibt, lässt sich die Produkte in einer umweltfreundlichen Isolierbox aus Stroh direkt an die Tür liefern. Auch die Familie Seidl vom Thomahof Brandl bei Königsdorf hat spontan einen „Schnell-Abholservice“ eingerichtet. Einfach bis Donnerstag um 10 Uhr bestellen und am Freitag ab 13 Uhr abholen. Das Angebot reicht von Fleisch und Wurst aus der Hofmetzgerei über Käseschmankerl und Holzofenbrot bis zu frischen Eiern von eigenen Hühnern. Der verpackte Einkauf wird durch ein kleines Fenster durchgereicht. Gezahlt wird per Überweisung oder PayPal. 

Aufbruch im Tölzer Land 300 Bavaria Selection sagt Danke an Alltagshelden c CHRISWEBERpics.com© CHRISWEBERpics.comSeife als Symbol der Solidarität

Als Iris Chrzan aus Wolfratshausen bei einem Einkauf mithörte, wie abschätzig mit einigen Supermarkt-Angestellten umgegangen wird, entschied sich die Produktentwicklerin von Bavaria Selection, einer Manufaktur für Feinkost- und Naturkosmetik, all den „Alltagshelden“ zu danken. „Verkäufer, Pfleger, Ärzte, Feuerwehrleute oder Polizisten, sie riskieren tagtäglich ihre Gesundheit für uns.“ Mit „Helden-Seifen“ überreicht Iris den Menschen in systemrelevanten Berufen nicht nur ein praktisches Geschenk, sondern setzt ein Zeichen für mehr Solidarität. Die Übergaben dokumentiert sie auf Facebook. 

Und um kleine Läden in der Region zu unterstützen, die um ihre Existenz bangen, stellt Bavaria Selection jeden Tag einen „Helden des Tages“ auf Facebook vor. Die Inhaber erzählen in kurzen Videos von sich und ihren Geschäften. „Wir sehen die anderen Läden nicht als Konkurrenten, sondern als Leidensgenossen und glauben fest an den Spruch: Gemeinsam sind wir stark.“ 

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