Nachdem im vergangenen Jahr die beliebte italienische Passstraße Sellajoch an einem Tag in der Woche für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gesperrt blieb, haben sich Südtirol und das Trentino für 2018 darauf verständigt, die Strecke von montags bis freitags jeweils zwischen 9 und 16 Uhr für den Individualverkehr zu sperren. Das Wort Sperre kommt in dem Aktionsprogramm namens Dolomitesvives jedoch nicht vor. Hier ist vielmehr von einer „aktiven Verkehrsregelung“ die Rede.

Zahl der Ausnahmen sorgt für Verwirrung 

Was für reichlich Verwirrung sorgt, ist die Zahl der Ausnahmen. Zum einen können Feriengäste am Anreisetag das Sellajoch ohne Auflagen befahren, um zu Ihrer Unterkunft zu gelangen. Zum anderen sind eFahrzeuge, aber auch Reisebusse und der lokale Verkehr sowieso von der Regelung befreit.

Verwirrung am Sellajoch Sella SperrungUnd letztlich haben auch alle anderen die Möglichkeit, selbst zu Sperrzeiten die betroffene Strecke zwischen der Kreuzung Miramonti im Grödnertal (SS242/SS243) bis knapp vor den Abzweig zum Pordoijoch (SS242/SS48) unter die Räder zu nehmen. Man muss sich nur rechtzeitig eine kostenlose Genehmigung, den Dolomitesvives Pass, holen, was in der App OPENMOVE oder über die Web-App app.openmove.com möglich sein soll. Dort allerdings ist es uns nicht gelungen, eine entsprechende Funktion zu finden. 

Ein heilloses Durcheinander

Viele Betriebe auf beiden Seiten des Sellajochs sollen die Genehmigung auch erteilen dürfen, ebenso gibt es sie wohl an einer Handvoll eigens eingerichteter Infopoints – ein heilloses Durcheinander. Zudem ist die Zahl der täglichen Genehmigungen begrenzt und man muss sich ein exaktes Zeitfenster für die Auffahrt reservieren. Und natürlich geht das nur am Tag vor der Auffahrt …

So ist das gut gemeinte Programm ein ziemlich wirrer Behörden-Aktionismus, der das Verkehrsproblem in den Dolomiten, das sicher angegangen werden muss, nicht bekämpft, sondern nur verlagert. Dann wird im Sommer eben vor 9 Uhr morgens oder nach 16 Uhr gefahren. Und ausgerechnet die Wochenenden, die sicher schon zuvor das größte Verkehrsaufkommen aufzuweisen hatten, werden durch die darauf Ausweichenden nun noch mehr belastet. Dolomitesvives ist demnach nicht der Weisheit letzter Schluss!

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