Feministischer Roadmovie zwischen Wien und Balkan

Mit ihrem Debütroman „Blutsschwestern“ betritt Ana Wetherall-Grujić betritt die literarische Bühne und hinterlässt sofort einen bleibenden Eindruck. In diesem fesselnden Krimi, der sich schnell als feministischen Roadmovie gepaart mit feministischer Mafia entpuppt, entführt die Autorin auf eine turbulente Reise zwischen Wien und dem Balkan.

Die Geschichte der entfremdeten Schwestern Sanja und Ljiljana ist von Anfang an packend erzählt. Wetherall-Grujić gelingt es souverän, die komplexe Dynamik zwischen den Protagonistinnen zu entwickeln und gleichzeitig eine spannungsgeladene Handlung zu entfalten. Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch gezeichnet, so dass beim Lesen schnell eine emotionale Bindung entsteht und zum Mitfiebern anregt.

Entfremdete Schwestern halten zusammen

Die Geschichte dreht sich um die beiden Schwestern Ljiljana, die wegen eines vermeintlichen Mordes schwer verletzt untertauchen muss, und Sanja, ihre erfolgreiche Schwester. Ihre Mutter überredet sie zur Flucht in die vermeintliche Heimat Serbien.
Dort angekommen, geraten sie in einen Konflikt zwischen einer Mafiapatin und ihren Gegnern. Extreme Gewalt droht die Schwestern in einen moralischen Abgrund zu reißen, aus dem nur noch ihre Verbundenheit zueinander die Rettung ist.

Feministischer Roadmovie zwischen Wien und Balkan Cover Roadmovie

Besonders beeindruckend ist, wie die Autorin in diesem literarischen Roadmovie ernste Themen wie Gewalt, Moral und Heimat mit einer Prise bitterem Humor verwebt. Zudem bricht „Blutsschwestern“ auf erfrischende Weise mit überholten Klischees und präsentiert durchweg starke und komplexe Frauenfiguren. Wetherall-Grujićs feministischer Ansatz ist nicht aufdringlich, sondern fügt sich organisch in die Erzählung ein und bereichert sie.

Roadmovie mit Quentin-Tarantino-Momenten

Der schnörkellose und direkte Schreibstil der Autorin passt perfekt zur Intensität der Geschichte. Ihre Prosa ist präzise und kraftvoll, ohne dabei an Eleganz zu verlieren. Hin und wieder hätte die Leserin sich allerdings etwas mehr Ausführlichkeit bei einigen Nebenhandlungen gewünscht.

Portraitbild der Autorin Ana Wetherall-Grujić
Die Autorin Ana Wetherall-Grujić ist in Österreich aufgewachsen © Kremayr & Scheriau/Minitta Kandlbauer

„Blutsschwestern“ ist ein beeindruckendes Debüt, das die Grenzen zwischen Unterhaltungsliteratur und anspruchsvoller Belletristik geschickt verwischt. Es ist eine kraftvolle, unkonventionelle, feministisch angehauchte Roadmovie-Geschichte mit Momenten, die an Quentin Tarantino denken lassen.

Ana Wetherall-Grujić etabliert sich mit diesem Roman als vielversprechende neue Stimme in der deutschsprachigen Literaturszene. Sie wurde vor dem Krieg in Jugoslawien geboren und wuchs in Tirol auf.

Kurzinfo Blutsschwestern

  • Titel: Blutsschwestern
  • Autorin: Ana Wetherall-Grujić
  • Verlag: Kremayr & Scheriau
  • Format: 12,0 x 20,0 cm
  • Umfang: 192 Seiten, Hardcover
  • ISBN: 978-3-218-01430-4
  • Preis: 24,00 Euro

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