Vegane Ernährung: „Wir sind keine Fanatiker“

Abnehmen, sich gesünder ernähren, der Wunsch nach einem nachhaltigeren Lebensstil. Die Gründe, vegane Ernährung einmal auszuprobieren, sind vielfältig. Einen sanften Einstieg bietet der Tölzer Veg, der vom 16. April bis 14. Mai 2023 stattfindet.

Vegane Ernährung, nachhaltiger Lebensstil

Bei diesem Angebot der oberbayerischen Stadt Bad Tölz mit den Alpen vor Augen geht es nicht nur um vegane Ernährung, sondern auch um Bewegung, Entspannung, Naturbewusstsein und einen nachhaltigen Lebensstil. Dabei stehen den Teilnehmenden Experten zur Seite, wie Marie-Theres Hörmann, Stoffwechselcoach sowie Mentaltrainerin und ihr Mann Markus Hörmann, der als ehemaliger Profi-Triathlet heute vor allem Sportler und Unternehmer als Stoffwechsel- und Performancecoach betreut. Dem Alpenportal hat das Ehepaar sein Konzept verraten.

vegane Ernährung Interview
Marie-Theres und Markus Hörmann wissen, wie der Stoffwechsel Kopf und Körper beeinflusst ©Alex Fuchs

Was habt ihr für einen persönlichen Bezug zum Thema vegane Ernährung?

Marie: Mir haben schon immer Fleisch und Fisch nicht geschmeckt. Käse habe ich über alles geliebt, aber er ist mir schwer im Magen gelegen. Mein Schlüsselerlebnis war, als ich die Kühe vom Bauern nebenan habe schreien hören, als sie zum Schlachten abtransportiert wurden. Mich hat es am ganzen Körper gefroren.

Markus: Als ich noch Profi-Athlet war, habe ich gemerkt, dass ich viel fitter beim Training bin, wenn ich vorher kein Fleisch gegessen habe. Mein Puls war 5 bis 10 Schläge niedriger und die Regeneration über Nacht war auch besser. In sämtlichen Sportarten sind die absolut herausragenden Athleten übrigens Veganer oder Vegetarier, sogar in Sportarten, wo man das nicht vermuten würde wie American Football oder Gewichtheben. Aber wir sind keine veganen Fanatiker und lassen uns ab und zu auch ein Eckerl Käse schmecken. Wir ernähren uns zu 99 Prozent vegetarisch und vegan, so saisonal und frisch wie möglich, ohne komplette Kasteiung.

Bei euren Tölzer Veg-Workshops geht es darum, Widersprüche bei der Ernährung auszuräumen. Welche sind das?

Markus: Kohlenhydrate werden oft als generell schlecht eingestuft, das sind sie nicht. Es kommt darauf an, wie sie verstoffwechselt werden. Es gibt auch Kohlenhydrate, wie hochwertiges, unbehandeltes Getreide, das den Körper in der Fettverbrennung hält, da weniger Insulin ausgeschüttet wird. Der Fettstoffwechsel liefert uns viermal mehr Energie als der Zuckerstoffwechsel. Es kommt auf das gesunde Verhältnis von Zucker- und Fettverbrennung an.

Marie: Eine fettreduzierte Nahrung ist nicht immer besser. Eine ausgewogene Nahrung mit gesunden Fetten, wie z.B. Nüsse und Olivenöl, geben dem Körper erst den richtigen Brennstoff. Ein Irrglaube ist auch, dass eine rein vegane Ernährung nicht genügend Nährstoffe zuführt. Solange diese auch natürlich gestaltet wird und nicht auf Fleischersatzprodukte aufbaut, braucht man keine zusätzliche Nahrungsergänzung.

Was macht ein Stoffwechsel-Coach genau?

Marie: Wir schauen uns an, was in den Zellen los ist. Es geht darum, die Energie hochzufahren und den Stresslevel runterzubringen. Wir betrachten den Menschen ganzheitlich und beschäftigen uns nicht nur mit seiner Ernährung, sondern auch mit den Säulen Bewegung und Entspannung.

Markus: Dabei arbeiten wir nicht ins Blaue hinein, sondern machen eine Atemgasdiagnostik. An den Werten sieht man genau, wo die Person steht und was zu tun ist: Besteht eine Unter- bzw. Überversorgung, wie ist die Sauerstoffaufnahme, wie viel Säure wird produziert. Wir sehen auch wie gestresst die Person ist und finden dann gemeinsam mit dem Klienten heraus, ob das körperliche oder seelische Ursachen hat.

vegane Ernährung Stressbewältigung
Zum Tölzer-Veg-Programm gehört auch Stressbewältigung ©Stadt Bad Tölz

Inwiefern beeinflusst die Psyche den Stoffwechsel?

Marie: Ich erlebe immer wieder, dass gerade Frauen sich selbst unter Stress setzen, um abzunehmen. Hat man aber zu viel Stress, schaltet der Körper um in einen Überlebensmodus. Es wird nur noch Zucker verbrannt, es findet keine Fettverbrennung mehr statt, somit kann man auf Dauer in einem zu gestressten Organismus nicht mehr viel Fett abbauen.

Markus: Das Verhältnis von Bewegung, Entspannung und Ernährung darf stimmen. Macht man zum Beispiel zu viel Sport, entwickelt der Körper ein zu hohes Säurepotential. Das ist dann wie ein Auto im Leerlauf, bei dem man voll aufs Gas tritt – es dreht immens hoch, aber kommt nicht weiter. Man sollte sowohl dem Körper als auch dem Geist bewusste Pausen gönnen.

Das könnte dir auch gefallen …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von ALPENJOURNAL

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen