Der Guide für den Camper-Ausbau

In einer Welt, in der Flexibilität und Freiheit immer wichtiger werden, zieht es viele Menschen hinaus in die Natur und auf die Straße. Der Trend zu Camping und Vanlife boomt und immer mehr Abenteurer träumen vom eigenen Wohnmobil. Doch statt auf Massenware zurückzugreifen, möchte immmer mehr Menschen den Camper-Ausbau selbst in die Hand nehmen.

In ihrem Ratgeber Bau dir deinen Camper bietet Pia Voigt eine Anleitung für alle, die diesen Traum verwirklichen möchten. Egal, ob erfahrener Handwerker oder blutiger Anfänger – das Buch führt Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess des Camper-Ausbaus. Von der Auswahl des richtigen Fahrzeugs über die Planung des Grundrisses bis hin zu praktischen Tipps und Tricks für die Umsetzung: Pia Voigt hat an alles gedacht. Und das Alpenportal hat mit der Autorin über ihr Werk gesprochen.

Das richtige Werkzeug ist beim Camper-Ausbau unerlässlich ©Stiftung Warentest
Das richtige Werkzeug ist beim Camper-Ausbau unerlässlich ©Stiftung Warentest
Frau Voigt, was war Ihr Einstieg in das Thema Camping? Seit wann campen Sie persönlich?

Ich bin mit Campern aufgewachsen. Zuerst im Wohnwagen und später im roten VW T4 von 1996 – ein Selbstausbau, an dem in meiner Familie immer noch ständig geschraubt wird. Im Studium wuchs dann das Bedürfnis, mein eigenes Projekt umzusetzen, das ich ganz nach meinen eigenen Wünschen gestalten kann. Einige Jahre später habe ich diesen Traum dann umgesetzt. Ab nächstem Jahr arbeite ich übrigens an einem neuen Projekt: Diesmal wird es ein Offroad-Camper.

Wann erfolgte Ihr eigener Camper-Ausbau?

Ich habe ein Jahr lang ausgebaut und war im April 2023 fertig. Seitdem lebe und reise ich als Digitale Nomadin im Camper. Auf meiner Webseite northernnomads.de und dem gleichnamigen Instagram-Account veröffentliche ich neben Reiseberichten auch praktische Ausbautipps für den Camper und dort wird natürlich auch der neue Ausbau umfangreich begleitet werden.

Was war die größte Herausforderung bei ihrem Camper-Ausbau?

Die größten Herausforderungen beim Ausbau sind das Strom- und Wassersystem. Für die beiden Bereiche muss man sich wirklich viel Wissen aneignen, weshalb sie jeweils fast ein gesamtes Kapitel im Buch bekommen haben.

Ausreichend Stauraum sollte beim Camper-Ausbau berücksichtigt werden ©Stiftung Warentest
Ausreichend Stauraum sollte beim Camper-Ausbau berücksichtigt werden ©Stiftung Warentest
Gab es während der Camper-Ausbau-Phase Dinge, die nicht so gelaufen sind, wie Sie sich das vorgestellt hatten?

Nach einer Weile lernt man, die benötigte Zeit besser einzuschätzen. Wirklich große Katastrophen gab es bei meinem Ausbau zum Glück nicht.

Haben Sie einen Lieblingsplatz oder eine Besonderheit, die Sie geschaffen haben und auf die Sie besonders stolz sind?

Während meiner letzten Reise habe ich – als es auf den Herbst zuging – auf dem Parkplatz eines portugiesischen Baumarktes eine Aufstellmöglichkeit für die Solaranlage gebaut, die gleichzeitig zusätzlichen Stauraum bietet. Dieser Umbau hat sich – vor allem in den Bergen – wirklich ausgezahlt.

Für wen lohnt sich der Camper-Ausbau Ihrer Meinung nach besonders?

Mit einem Selbstausbau lässt sich im Vergleich zum Wohnmobil von der Stange ordentlich Geld sparen – und ich spreche da von mehreren 10.000 Euro. Ich habe für alles 20.000 Euro ausgegeben und das geht noch deutlich günstiger. Einen fertigen Camper in der Größe bekommt erst ab 50.000 Euro aufwärts. Ich glaube zudem, dass die Gestaltungsfreiheit beim Selbstausbau den großen Reiz darstellt. Vom Grundriss über Küchenlösungen, Umfang des Stromsystems bis hin zur Innenraumgestaltung lässt sich alles bis ins kleinste Detail selbst entscheiden. Hinzu kommen besondere Ansprüche: Mini-Camper oder besondere Basisfahrzeuge gibt es von den großen Herstellern ja gar nicht als Wohnmobil zu kaufen.

Muss dieser Mensch Ihrer Erfahrung nach über besondere handwerklich Fähigkeiten verfügen?

Mit etwas Geduld und Übung kann das eigentlich jede*r. Wer keine handwerkliche Vorerfahrung hat, braucht sich keine Sorgen zu machen – da wächst man schnell rein und bei den ganz kniffligen Sachen kann man sich auch gut Unterstützung holen. An bestimmten Stellen, wie beispielsweise 230 Volt-Stromsystemen, ist das aus Sicherheitsgründen sogar dringend zu empfehlen.

Wichtig ist: Ruhe bewahren und sich genug Zeit nehmen, viel recherchieren und sich intensiv in die Materie einarbeiten. Wer sich nicht gut vorbereitet, baut meist zweimal. Anfängerinnen sollten nicht einfach drauflos bauen, sondern gezielt und mit viel Zeit den Grundriss und alle gewünschten Komponenten, deren Platzverbrauch und auch das Gewicht einplanen. In „Bau Dir Deinen Camper“ gebe ich dafür zu Beginn eine hilfreiche Checkliste. Die einzelnen Schritte sollten Ausbauerinnen soweit es geht nacheinander durchführen und nicht an Elektrik, Wasser, Dämmung und Möbeln gleichzeitig basteln – one step at a time. Besonders in Zeiten, in denen man nicht so viel erledigt bekommt, kann ein Ausbau wie eine unbezwingbarer Berg an Aufgaben wirken, aber mit der Zeit fügt sich dann alles.

Tipps fürs Wassersystem beim Camper-Ausbau gibt es auch ©Stiftung Warentest
Tipps fürs Wassersystem beim Camper-Ausbau gibt es auch ©Stiftung Warentest
Was war die größte Herausforderung, um diesen Guide zu entwickeln und zu gestalten?

Es ist definitiv das umfangreichste und größte Job-Projekt, an dem ich bisher gearbeitet habe. Genauso, wie ein Camper-Ausbau zu Beginn unbezwingbar wirken kann, sitzt man bei den ersten Kapiteln vor dem riesigen Berg von 450.000 zu liefernden Zeichen. Auch hier gilt: Ruhe bewahren und Schritt für Schritt die einzelnen Aufgaben abarbeiten. Wenn man so will, haben mir also die Erfahrungen aus dem Ausbau auch beim Schreiben des Buches geholfen.

Haben Sie ein Lieblingsziel in den Alpen, um zu campen?

Als ich meinen Camper gerade neu hatte, bin ich quasi ohne Ausbau im März 2022 in die Alpen gefahren. Nach Slowenien in den traumhaft schönen Triglav Nationalpark. Da wir noch keine Heizung hatten, durften wir bei -7 Grad nachts ganz schön frieren, aber der Ausblick am Morgen war es mehr als Wert. Außerdem war ich mal – allerdings mit fertigem Ausbau inklusive kuscheliger Heizung – mit dem Camper zum Skifahren im Großarltal in Österreich.

Die Autorin

Pia Voigt ©privat
Pia Voigt ©privat

Pia Voigt ist in Essen geboren und 27 Jahre alt. Studiert hat sie Wissenschaftsjournalismus mit Schwerpunkt Biowissenschaften und Medizin. Durch ihr Volontariat bei der Stiftung Warentest ist sie letztendlich aber im Verbraucherjournalismus und so auch im Ratgeber-Bereich gelandet. Als freie Journalistin schreibt sie unter anderem für die Stiftung Warentest und hat Anfang des Jahres einen eigenen Ausbau- und Vanlife-Ratgeber gegründet.

Kurzinfo Bau dir deinen Camper

  • Titel: Bau dir deinen Camper
  • Autorin: Pia Voigt
  • Verlag: Stiftung Warentest
  • Format: 25,1/20,1/2,3 cm
  • Umfang: 224 Seiten
  • ISBN: 978-3-7471-0821-5
  • Preis: 29,90

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