Momentan zieht eine Kältewelle über die Alpen hinweg. Wer trotzdem raus muss oder möchte, fragt sich: Wie schaffe ich es, mich warm zu halten, wenn mir Wind und Schnee um die Ohren pfeifen und die Temperaturen eisig sind? Das Geheimnis ist der Zwiebellook.
Es ist was dran an dem Spruch „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“. Denn das, was der Bekleidungsmarkt an Natur- und Funktionsmaterialien heute zu bieten hat, sorgt für maximalen Komfort bei jeder Wetterlage. Doch worauf sollte man bei der Auswahl der Materialien achten und wie diese miteinander kombinieren?
Die beste Lösung ist das Zwiebel- oder Lagenprinzip. Darunter versteht man mehrere Bekleidungsschichten, die zusammen ein Funktionssystem bilden. Von der Unterwäsche bis zur Außenschicht trägt man ein Gesamtsystem, das je nach Aktivität und Witterungsbedingungen angepasst werden kann, um dem Körper das bestmögliche Klima zu bieten. Ein Stau der Körperfeuchtigkeit bei schweißtreibenden Aktivitäten sollte gerade bei Kälte unbedingt vermieden werden, sonst kühlt der Körper schnell aus. Darum müssen alle Schichten möglichst atmungsaktiv sein.
Funktionsunterwäsche – First Layer
Funktionsunterwäsche ist als erste Schicht im Bekleidungssystem die Grundlage jeder guten Outdoorbekleidung. Sie wird für die unterschiedlichen Jahreszeiten aus Naturstoffen wie Merinowolle oder aus synthetischen Fasern angeboten. So bietet Merinowolle eine natürliche Klimaregulation. Die Naturfaser wärmt, wenn es kalt ist, sogar in feuchtem Zustand. Im Sommer wirkt sie kühlend. Von Natur aus antibakteriell, bildet Wäsche aus Merinowolle keinen Geruch, so dass man sie mehrmals tragen kann. Die feinen Fäden sind angenehm auf der Haut und leiten die Körperfeuchtigkeit gut nach außen. Im Vergleich zu Synthetik-Fasern trocknet Merinounterwäsche allerdings langsamer und ist nicht so strapazierfähig. Beim Kauf sollte man auf die Herkunft der Merinowolle achten und die Zertifizierungen im Hinblick auf Ökologie und Tierschutz prüfen.
Synthetik-Fasern nehmen kaum Feuchtigkeit auf und leiten Schweiß sehr schnell vom Körper weg. Die Wärmeleistung der Synthetik-Fasern hängt vom jeweiligen Spinnverfahren ab und variiert. Synthetische Fasern haben jedoch eine glatte Oberfläche, an der sich Bakterien sehr gut halten. Sie brauchen deshalb eine antibakterielle Behandlung, um nicht gleich beim ersten Schwitzen zu müffeln. Für Menschen mit besonders empfindlicher Haut ist das Tragegefühl oft angenehmer als bei Wolle. Zudem trocknet die Wäsche sehr schnell und ist sehr strapazierfähig.
Gerne werden die unterschiedlichen Materialien auch als Mischgewebe angeboten, denn hier vereinen sich die besten Eigenschaften aus Natur- und Synthetik-Stoffen. Die sehr atmungsaktive High-Tech-Faser Polypropylen lässt sich gut mit wärmender Merinowolle kombinieren. Auch der Naturstoff Hanf wird zunehmend eingesetzt. Welches Material man für die Unterwäsche wählt, hängt vom Wetter und den persönlichen Vorlieben ab.
Mittlere Schicht – Mid Layer
Die zweite Schicht hat die Aufgabe, den Körper warmzuhalten. Hier ist auf eine gute Atmungsaktivität zu achten. Der Schweiß muss auch von dieser Schicht nach außen abgegeben werden. Meist kommen Pullover oder Sweater aus Wolle oder Fleece zum Einsatz. Wolle zeichnet sich auch als Mid Layer durch ihre hohe Isolationskraft aus. Die wohlige Wärme des Naturmaterials sorgt für ein ausgewogenes Körperklima. Zudem ist Wolle von Natur aus antibakteriell und muss nicht so oft gewaschen werden. Für den funktionellen Einsatz werden meist Merino- oder Schurwolle in unterschiedlichen Stärken verstrickt und sind als Naturprodukt kompostierbar bzw. biologisch abbaubar. In feuchtem Zustand sind Wollprodukte allerdings relativ schwer und trocknen langsam. Achten sollte man auch hier auf die ökologisch nachhaltige sowie tierfreundliche Herkunft der Wolle.
Für die Bekleidung aus Fleece, im Vergleich zu Wolle meist preisgünstiger, wird überwiegend Polyacryl und Polyester verwendet. Die Kunstfasern sind warm, weich, leicht, sehr elastisch und knitterfrei. Sie nehmen kaum Feuchtigkeit auf, sind deshalb sehr atmungsaktiv und trocknen schnell. Sie sind aber nicht hitzebeständig, weshalb man Fleece nicht zu heiß waschen sollte. Zudem sind Polyacryl und Polyester biologisch nicht abbaubar. Problem Mikroplastik: Beim Waschen von Fleece werden kleine Kunstfaserpartikel abgerieben und gelangen in unsere Gewässer. Einige Hersteller arbeiten derzeit an vollständig recycelten und biologisch abbaubaren Fleecestoffen.
Im Trend ist auch bei den Mittellagen sogenannte Hybridbekleidung. Hier werden verschiedene Materialien miteinander kombiniert, um noch mehr Funktionalität zu erreichen. Bei schweißintensiven Zonen wie am Rücken oder unter den Achseln wird beispielsweise atmungsaktives Material verwendet und winddichte oder wärmende Materialien dort eingesetzt, wo sie benötigt werden.
Außenschicht – Shell
Die äußere Schicht muss Kälte isolieren, Wind und Wetter trotzen und dennoch Schweiß nach außen ableiten. In strömendem Regen oder auf längeren Touren sollte man immer eine Jacke und Hose mit wasser- und winddichter wie atmungsaktiver Membranausstattung dabei haben. Wer stark schwitzt, wird auf besonders atmungsaktive Membranen sowie ausreichende Belüftungsmöglichkeiten bei Hardshell-Jacken und -Hosen achten.
In den meisten Situationen aber reicht Bekleidung mit einer wind- und wasserabweisenden Außenschicht. Wird sie gut gepflegt und der Oberstoff regelmäßig nachimprägniert, hält sie auch einige Stunden im leichten Nieselregen trocken. In Sachen Kälteisolation stehen Daune, Synthetik oder Wolle zur Wahl – oder auch hier neue Hybridlösungen aus verschiedenen Materialien.
Daunen sind sehr leicht, isolieren bei gleichem Gewicht besser als eine synthetische Isolierung und lassen sich sehr gut komprimieren. Allerdings wärmen sie nicht, wenn sie nass werden, und trocknen langsam. Beim Kauf sollte man unbedingt schauen, dass die Daune mit dem RDS-Siegel (Responsible Down Standard) zertifiziert ist, also ohne Tierleid wie Lebendrupf oder Zwangsfütterung gewonnen wurde. Immer öfter wird auch recycelte Daune (Re:Down) verwendet.
Synthetische Isolierungen wie Primaloft oder Polartec werden aus Polyester hergestellt. Ihre Struktur ist grober als Daune und deshalb nicht so komprimierbar. Vorteil: Die synthetische Isolierung wärmt auch in nassen Zustand, trocknet schnell, ist pflegeleicht und haltbarer als Daunen. Auch in Sachen Nachhaltigkeit punkten die Hersteller. Sie arbeiten daran, dass die Fasern weniger Mikroplastik an die Umwelt abgeben. Es werden zunehmend Isolierungen aus recyceltem Polyester eingesetzt, die im besten Fall auch biologisch abbaubar sind (z.B. Primaloft Bio).
Mit der Naturfaser Wolle ist eine weiteres Isolationsmaterial auf dem Vormarsch. Wollfasern bestehen aus unzähligen kleinen Hohlräumen, die die Körperwärme perfekt einschließen. Zudem ist Wolle atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend und schnell trocknend. So hält sie auch bei Regen oder Schweißbildung zuverlässig warm, was die Naturfaser zur echten Alternative zu Daune oder Kunstfaser macht.