Kann Skifahren nachhaltig sein? Ganz klar: nein! Aber muss man deshalb auf den Skiurlaub ganz verzichten? Auch ganz klar: nein! Nachhaltiger Winterurlaub in den Alpen ist möglich. Es gibt Skigebiete, die Vorreiterrollen in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit übernommen haben. Das Alpenportal zeigt, welche Maßnahmen Vorzeigeresorts in Sachen Anreise, Beschneiung, Pistenpräparierung, Lifte, Hotel und Gastronomie bereits unternehmen.
Gratis Skibusse vom Hotel zur Talstation
Bei Tagesskitouristen – aber auch beim Skiurlaub – schlägt vor allem die An- und Abreise per Auto mit rund 80 Prozent der Treibhausgas-Emissionen ins Gewicht. Die Schiene kann eine Alternative sein. Die DB bietet eine Direktverbindung von Frankfurt nach Innsbruck und verlängert die ICE-Verbindung „Ski Express Tirol“ von Hamburg nach St. Anton. Der bahnhofshuttle.tirol bringt Gäste dann von Tirols wichtigsten Bahnhöfen direkt zur Unterkunft. Gratis Skibusse vom Hotel zur Talstation gehören überall zum guten Ton.
Drei Beispiele für perfekt per Zug erreichbare Winterdestinationen sind die Tiroler Zugspitz Arena mit ihren fünf Bahnhöfen nahe der deutschen Grenze, die Region Seefeld – Tirols Hochplateau, das Langlaufparadies mit dem höchstgelegenen ICE-Bahnhof und Tirols Hauptstadt Innsbruck. Letztere erreicht man besonders tiefenentspannt per Nachtzug.
Klimaneutral bis 2030
Wen es im Winterurlaub in die Schweiz zieht, sollte sich LAAX auf die Wunschliste schreiben. Mit der Rhätischen Bahn fährt man bis Ilanz und weiter mit dem E-Shuttle. Hektik, Stau und Stress bleiben schön zu Hause! Das Ziel ist klar umrissen und ehrgeizig: Der innovative Weisse Arena Gruppe soll bis 2030 mit allen Bergbahnen und Hotels nicht nur klimaneutral, sondern zum Produzenten grüner Energie werden. Deshalb setzen die Graubündner voll auf Greenstyle: Pistenraupen fahren hier teilweise schon elektrisch, Müllkameras helfen dem tagtäglichen Umweltschutz auf die Sprünge, das Skiwachs bei den Verleihstationen ist Bio. Auch hier ist nachhaltiger Winterurlaub das Ziel.
Schon seit zwei Wintern ist das Skigebiet auf der Riesneralm energieautark. Dank zweier Wasserkraftwerke wird Wasser zu Strom und Schnee. Die erzeugen dreimal so viel Strom, wie Beschneiung und Liftbetrieb verschlingen. Durch den Verkauf der Stromüberproduktion werden die getätigten Baumaßnahmen refinanziert. Besonders clever: Eines der Wasserkraftwerke ist direkt an die Beschneiungsanlage angeschlossen und produziert Schnee und Strom zugleich.
Lifte brauchen sehr viel Energie. Das kann kein Skigebiet dieser Welt wegdiskutieren. Aber man kann das Beste – also das Sauberste – draus machen und die Lifte mit sauberem Ökostrom versorgen. So wie es die Bergbahnen in See im Paznaun das schon seit Jahren tun. Noch besser: Die Bergbahnen See verbrauchen nicht nur sauberen Strom, sondern sie produzieren ihn mit Wasserkraft selbst. Und zwar viermal mehr, als Lifte & Co. verbrauchen. Nachhaltiger Winterurlaub kann also sogar über die Skigebiete hinaus wirken.
Livigno ist seit 2019 plastikfrei
Die Natur ist Livignos kostbarstes Erbe. Um dieses Erbe zu bewahren, verbannt die Zollfrei-Gemeinde Plastik schon seit Juni 2019 konsequent aus dem Hochtal. Öffentliche Gebäude wie Gemeindehaus, Tourismusbüros, Aquagranda und ähnliches sind seither plastikfrei. Seit 2020 dürfen in ganz Livigno keine Gegenstände aus Einwegplastik wie Plastikbecher, Strohhalme, oder Plastikflaschen verwendet werden.
Die Region Seefeld ist seit einem Jahrhundert Langlaufland. Und nicht erst seit der Nordischen Ski-WM 2019 genießt der Hauptort auf Tirols Hochplateau weit über die Grenzen Tirols hinaus höchste Sympathie bei Klassik- und Skatingfans. Wer die Weltklasse-Loipen testen möchte, kann schnell, umweltfreundlich und stressfrei per Zug anreisen. Der Weg von Europas höchstgelegenem ICE-Bahnhof zum Loipeneinstieg ist nur ein paar Schneeballwürfe entfernt.
Nachhaltiger Winterurlaub auch beim Übernachten
Das BIO Hotel Leutascherhof bei Seefeld wurde als eines der ersten klimaneutralen Hotels in Tirol ausgezeichnet. Seit 30 Jahren ist die eigene Landwirtschaft und seit 18 Jahren die Restaurantküche des Bio-Natur-Resorts Retter in Pöllauberg in der Oststeiermark biozertifiziert. Heute zieht sich der Zero-Waste-Gedanke durch das ganze Wellness-Hotel. Im Hotel Stern auf dem Mieminger Sonnenplateau eröffnete erst kürzlich das erste Öko-Hallenbad im Alpenraum. In der gesamten Region Innsbruck schaffen außerdem zahlreiche Initiativen Nachhaltigkeit im Spannungsfeld zwischen alpiner Bergwelt und urbanem Leben – wie zum Beispiel das Naturschnee-Gebiet Nordkette und das Niedrigenergiegebäude im Skigebiet Axamer Lizum.
Wer dennoch mit dem eigenen Auto zum Winterurlaub in die Alpen fährt sollte unbedingt beachten, einige Alpenpässe gesperrt oder nur mit Schneeketten befahren werden dürfen. Wer Umwege vermeiden möchte, sollte dies bei der Streckenplanung beachten.