Einem Amphitheater gleich umschließen die Bergstöcke von Zermula, Cuestalta, Serenat und Tersadia den Talschluss, wie auf einer Bühne liegt die Ortschaft Paularo in seiner Mitte. Paularo im Val Incarojo in der italienischen Region Friaul wird im Jahr 2022 als Bergsteigerdorf in die Alpen-Initiative der Bergsteigerdörfer aufgenommen.
Vom Haupttal kommend steigt der flache Talboden leicht Richtung dem Hauptort Paularo an, ausgedehnte Wälder und weite Almflächen sind der Übergang zu sanften Bergrücken und schroffen Kalkwände, die sich auf engstem Raum gegenüberstehen. Im Val d’Incarojo finden sich zahlreiche Möglichkeiten in allen Schwierigkeitsgraden, um zu wandern, zu klettern, zum Mountainbiken, sowie für Winterwanderungen mit Schneeschuhen und Skitouren.
Unberührte Natur
Mit diesem Ort wird der erste auf italienischer Seite und zugleich der vierte in den Karnischen Alpen als Bergsteigerdorf ausgezeichnet, was für den alpinistischen Reiz und die Unberührtheit dieser Gegend spricht. Auch Naturschutz nimmt im neuen Bergsteigerdorf einen wichtigen Platz ein. Rund die Hälfte des Gemeindegebietes steht unter Schutz und bietet der vielfältigen heimischen Fauna und Flora Lebensraum und Rückzugsmöglichkeiten, beispielsweise im Natura 2000 Schutzgebiet Monti Dimon e Paularo.
Wald und Holz haben das Leben und Arbeiten in diesem Seitental über die Jahrhunderte geprägt. So konnte Paularo bei Vorstellung das internationale Auswahlkomitee mit einer lebendigen Tradition, der Pflege und dem Erhalt alter handwerklicher Techniken beeindrucken. Der Holzverarbeitung, Bildhauerei, Textilverarbeitung und Lebensmittelverarbeitung ist ein eigenes Museum gewidmet. Das Brauchtum ist stark von kirchlichen Festen geprägt, zur Epifanie am 5. Jänner werden in Paularo rhombenförmige Gestelle, die sogenannten Femenate, aufgestellt und in Brand gesetzt. Diese Tradition geht auf einen keltischen Ursprung zurück.
Aufstieg zum Bergsteigerdorf
Bei der Beitrittsfeier am 3. April 2022 wird das Dorf feierlich in den Kreis der Bergsteigerdörfer aufgenommen. An der Initiative beteiligen sich nun die Alpenvereine aus Österreich, Deutschland, Slowenien, Südtirol, Italien und der Schweiz. Unterschiedliche Schwerpunkte der Vereine sind in der Initiative vereint:
- den Bergtourismus in naturverträgliche Bahnen lenken und naturnahen Bergsport fördern
- abgelegene und strukturschwache Gebiete unterstützen
- die Alpenvereinsmitglieder für die Schönheit des Einfachen, für landschaftliche und naturräumliche Besonderheiten und naturverträgliches Verhalten zu sensibilisieren (z.B. umweltfreundliche Anreise)
Nachhaltiger Tourismus im Bergsteigerdorf
Für die Dörfer besteht der Mehrwert nicht nur in der steigenden Bekanntheit als Bergdestination in Alpenvereinskreisen mit über 2,5 Mio. Alpenvereinsmitgliedern. Sie werden auch in ihrer Ausrichtung auf einen nachhaltigen Tourismus bestärkt, der positive Effekte auf Landwirtschaft, Nahversorgung, Verkehr und Bevölkerungsentwicklungen bringen soll. Im internationalen Netzwerk der Bergsteigerdörfer findet ein stetiger Austausch statt, wie die Dörfer und Regionen ihre Strategien für eine wünschenswerte Zukunft umsetzen.
Bisher (Stand 2022) sind 36 Orte und Regionen Teil der Initiative Bergsteigerdörfer:
Österreich: Ginzling, Göriach, Großes Walsertal, Grünau im Almtal, Gschnitztal, Hüttschlag im Großarltal, Johnsbach im Gesäuse, Lesachtal, Lunz am See, Mallnitz, Malta, Mauthen, Region Sellraintal, Steinbach am Attersee, Steinberg am Rofan, Steirische Krakau, St. Jodok, Schmirn- und Valsertal, Tiroler Gailtal, Vent im Ötztal, Villgratental, Weißbach bei Lofer, Zell-Sele
Deutschland: Ramsau b. Berchtesgaden, Sachrang & Schleching, Kreuth
Italien: Balme, Lungiarü, Matsch, Paularo, Triora, Val di Zoldo
Slowenien: Jezersko, Luče
Schweiz: Lavin, Guarda & Ardez, St. Antönien