Es sind nicht immer die höchsten Gipfel, sondern manchmal die stillen Stopps am Straßenrand, die unvergesslich bleiben. Wenn die Straße selbst zum Ziel wird und jede Kurve ein kleines Abenteuer ist, dann ist man mittendrin in den Alpen. Zwischen steilen Pässen, endlosen Panoramen und winzigen Dörfern verstecken sich in den Westalpen grandiose Fotomotive, die nicht nur die Speicherkarte, sondern besonders das Herz füllen. Und das Beste? Ihr braucht dafür weder Drohne noch Sherpa, sondern nur ein Fahrzeug, ausreichend Benzin im Tank und eine Kamera, die halbwegs ordentlich fotografiert. Mittlerweile tun auch die gängigen Smartphones sehr gute Dienste.
Das Alpenjournal hat zehn spektakuläre Fotostopps inklusive zugehöriger GPS-Daten zusammengestellt, die ganz easy erreicht werden können – ohne Kletterpartien oder Parkplatzsuche. Es erwartet euch pure Landschaftsromantik auf Asphalt.
Egal, ob Ihr frühmorgens das erste Licht über dem Mont Blanc einfangt oder beim letzten Sonnenstrahl über dem slowenischen Karstgestein noch eine Pause einlegt: Hier findet Ihr unsere Auswahl der schönsten Spots für epische Fotos und genussvolle Verschnaufmomente. Also: Kamera raus, Auslöser drücken – und weiter geht‘s zum nächsten Wow-Moment in den Alpen.
Fotostopp 1: Furkapass
Hier jagte James Bond schon Schurken – heute sind Hobbyfotografen hinter den besten Lichtstimmungen her. Der Furkapass windet sich 29 Kilometer lang dramatisch zwischen Uri und Wallis auf eine Höhe von 2.436 Metern. Besonders beeindruckend ist der Blick auf den Rhônegletscher, der stetig schwindet. Früher konnte man ihn noch zu Fuß betreten. Heute führt ein kleiner Abstecher zur Eisgrotte, wenn man Lust auf ein unterirdisches Abenteuer hat.

Wer den perfekten Shot der Serpentinen sucht, sollte oberhalb des Hotels Belvédère halten, einem Lost Place mit Kultstatus. Das ikonische Haus ist seit Jahren geschlossen und thront als perfekter Fotostopp in einer markanten Haarnadelkurve. Frühmorgens oder spätabends entfaltet sich hier oben ein ganz eigenes Licht, das die schroffen Berge golden oder geheimnisvoll blau färbt.
GPS 46.572693, 8.4151660
Fotostopp 2: Gelmersee
Der Gelmersee begeistert mit seiner intensiv türkisblauen Wasserfarbe, die fast unwirklich wirkt, und der imposanten Bergkulisse. Schon die Anreise mit der Gelmerbahn, einer der steilsten offenen Standseilbahnen Europas, ist ein Erlebnis. In nur zwölf Minuten geht es auf 1.850 Meter Höhe. Die Anfahrt erfolgt über den Grimselpass. Am Fotostopp angekommen, wartet eine hochalpine Szenerie, die bei gutem Wetter fast surreal wirkt. Es eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama aus einem türkisfarbenen, von Granit umgebenen See und Alpenblumen.

Der gut begehbare Rundweg um den See herum bietet zahlreiche Perspektiven für einzigartige Panoramaaufnahmen. Mal spiegeln sich die Gipfel im klaren Wasser, mal sorgen die steil abfallenden Felswände für dramatische Kompositionen. Es lohnt sich auch, einen Abstecher zur Gelmerhütte einzuplanen.
GPS 46.610173, 8.3230560
Fotostopp 3: Trümmelbachfälle
Eines der eindrucksvollsten Naturwunder der Schweiz sind die Trümmelbachfälle im Lauterbrunnental. Es handelt sich um die größten unterirdischen Wasserfälle Europas und weltweit die einzigen, die im Berginneren zugänglich sind. Über zehn Kaskaden stürzt das Schmelzwasser der Gletscher von Eiger, Mönch und Jungfrau mit bis zu 20 000 Litern pro Sekunde durch eine enge, spektakuläre Klamm und überwindet dabei 140 Höhenmeter. Dank Tunnellifts, Galerien, Treppen und Plattformen erlebt man das tosende Naturschauspiel aus nächster Nähe.

Faszinierend sind die Lichtspiele im Inneren der Felswände und das Zusammenspiel von Wasser, Fels und Nebel, die ideale Motive für ausdrucksstarke Bilder bieten. Dieser Fotostopp im UNESCO-Welterbe Jungfrau-Aletsch gleich in der Nähe von Lauterbrunnen ist bei wechselhaftem Wetter ideal, denn hier wird man ohnehin nass!
GPS 46.570019, 7.9131759
Fotostopp 4: Weissenstein
Der Solothurner Hausberg Weissenstein bietet als Fotostopp eine fantastische Aussicht über das Mittelland bis zur westlichen Alpenkette – vom Säntis im Osten bis zum Mont Blanc im Westen. Mit 1 284 Metern Höhe ist er der markanteste Aussichtspunkt des Solothurner Jura. Hinauf führt ab Oberdorf die Weissensteinpassstraße. Sie hat Steigungen bis zu 22 Prozent und ist damit eine der steilsten Straßen der Eidgenossen.

Die Zufahrt ist im Sommer möglich, jedoch an Sonn- und Feiertagen zwischen 9:00 Uhr und 16:00 Uhr für den Privatverkehr gesperrt. Oben warten zahlreiche Fotomotive: das historische Kurhaus, der Juragarten und die sanft geschwungenen Jurahügel. Für das ultimative Weitwinkelbild empfiehlt sich zudem ein Abstecher zur Röti, dem mit 1 395 Metern höchsten Punkt der Region, der in einer kurzen Wanderung erreicht ist und ein noch umfassenderes Alpenpanorama bietet.
GPS 47.253256, 7.5103620
Fotostopp 5: Cirque du Fer-à-Cheval
Der Cirque du Fer-à-Cheval ist ein monumentales Felsmassiv und bildet den größten Talkessel der französischen Alpen. Die bis zu 700 Meter hohen Kalksteinwände formen eine hufeisenförmige Arena, die von über 30 Wasserfällen durchzogen wird. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich dieses Naturspektakel von Frühjahr bis Frühsommer, wenn das Schmelzwasser die Kaskaden speist.

Der Zugang ist unkompliziert: Nach einer kurzen Fahrt von Sixt-Fer-à-Cheval aus gelangt man zu einem großen Parkplatz. Von dort aus führen breite, gut ausgebaute Wege direkt ins Herz des Naturreservats. Hier eröffnen sich zahlreiche Fotooptionen: vom klassischen Panorama bis zu Detailaufnahmen der Wasserfälle. Wer mag, kan tiefer in das Tal wandern und dabei immer wieder neue Fotomotive entdecken. Unser Tipp: Nach Regentagen ist es besonders eindrucksvoll.
GPS 46.077227, 6.8405298
Fotostopp 6: Lac Vert
Der Lac Vert ist ein kleiner, aber unglaublich idyllischer Bergsee mit Blick auf das Mont-Blanc-Massiv – und noch ein echter Geheimtipp. Auf 1 200 Metern Höhe, eingebettet in einen dichten Nadelwald, besticht dieser natürliche See durch sein außergewöhnlich klares, smaragdgrünes Wasser und macht seinem seinem Namen alle Ehre. Besonders bei Windstille wird auf ihm das gesamte Panorama reflektiert. Bei klarer Sicht spiegelt sich sogar der majestätische Mont Blanc im Wasser, ein Motiv, das Fotografen und Naturliebhaber begeistert. Seine intensive Farbe verdankt der Lac Vert speziellen Algen und Bakterien, die im Zusammenspiel mit dem Licht faszinierende Reflexionen erzeugen.

Je nach Tageszeit und Wetter wechseln die Farben und Stimmungen, was ihn zum idealen Fotostopp für abwechslungsreiche Fotomotive macht. Direkt am Parkplatz befindet sich ein kleiner Gasthof.
GPS 45.948880, 6.7536997
Fotostopp 7: Villanderer Alm
Die Villanderer Alm ist eine der größten und schönsten Hochalmen Südtirols. Sie befindet sich im Eisacktal oberhalb des Dorfs Villander, erstreckt sich auf einer Höhe zwischen etwa 1 700 und 2 500 Metern und umfasst eine Fläche von rund 20 Quadratkilometern. Charakteristisch sind ihre weitläufigen, sanft gewellten Wiesen, Hochmoore, kleine Seen und grasbedeckte Bergkuppen, die ein einmaliges 360°-Panorama auf die Dolomiten, die Zillertaler Alpen und die Ortlergruppe bieten. Hinauf geht es zum Parkplatz bei der Gasser Hütte – von dort ist es nicht weit bis zur Weltkugel aus Stein, dem höchsten Punkt der Alm.

Falls Ihr die Region intensiver erkunden möchten, bietet die Gasser Hütte auch Übernachtungsmöglichkeiten. Ansonsten ist sie zumindest eine lohnenswerte Einkehrmöglichkeit, denn sie ist berühmt für ihre traditionelle Südtiroler Küche.
GPS 46.642460, 11.490269
Fotostopp 8: Lago del Predil / Passo del Predil
Der Lago del Predil ist ein stiller, fast mystischer Ort. Er liegt in Friaul-Julisch Venetien, nur etwa zehn Kilometer südlich von Tarvis und nahe der slowenischen Grenze. Mit einer Länge von rund einem Kilometer und einer Breite von etwa 500 Metern ist er der zweitgrößte See der Region und ein echter Geheimtipp für Hobbyfotografen, die spektakuläre Naturaufnahmen suchen.

Die Kulisse aus türkisblauem Wasser, bewaldeten Ufern und den markanten Gipfeln der „Cinque Punte” im Hintergrund bietet zu jeder Tageszeit eindrucksvolle Motive. Besonders am Ostufer lässt sich das Panorama perfekt einfangen. Im Herbst, wenn sich die Bäume rundherum färben, verwandelt sich der Ort in ein Farbenmeer. Wer mag, kann den See zu Fuß umrunden und dabei immer wieder neue Blickwinkel für Fotos entdecken. Ein Abstecher auf den Passo del Predil sollte außerdem gemacht werden.
GPS 46.423806, 13.564278
Fotostopp 9: Rifugio Auronzo / Drei Zinnen
Wer eine berühmte Dolomiten-Ikone Drei Zinnen sehen möchte, muss zum Rifugio Auronzo hinauffahren. Die Mautstraße (kostenpflichtig und teuer, aber ihr Geld wert) führt auf rund 2 300 Meter Höhe direkt an den Fuß der Drei Zinnen. Von dort aus bieten sich spektakuläre Fotomöglichkeiten, sei es bei Sonnenaufgang mit Alpenglühen oder abends, wenn sich das Licht zartrosa über die Felswände legt.

Ein kurzer Spaziergang von etwa zehn Minuten führt zu einem besonders beliebten Aussichtspunkt, von dem aus sich die imposanten Nordwände der Drei Zinnen in voller Pracht zeigen – ein Klassiker für Panoramaaufnahmen. Es lohnt sich, früh dran zu sein, denn schon ab neun Uhr wird es hier in der Sommersaison sehr voll. Der Ausblick ist übrigens auch bei nicht optimalem Wetter lohnenswert, denn Nebel und Wolken verleihen der Kulisse eine besonders dramatische Note.
GPS 46.6126, 12.3001
Fotostopp 10: Solčava-Panoramastraße
Alpenidylle auf Slowenisch – und das ganz ohne Menschenmassen. Die Solčava-Panoramastraße (Solčavska panoramska cesta) liegt im Oberen Savinja-Tal, am Rande der Steiner und Sanntaler Alpen. Sie beginnt im Dorf Solčava und führt durch ein abgeschiedenes Stück Bergwelt, das wie aus einem Bilderbuch wirkt und zu mehreren traditionellen Almen, darunter die malerische Logar-Alm.

Die 37 Kilometer lange Route ist mit Parkbuchten und Panoramatafeln versehen. Entlang der Strecke bieten sich aber auch zahlreiche Möglichkeiten, auf Almen zu halten, die typische slowenische Gerichte servieren und einen herrlichen Ausblick auf die Steiner Alpen und das Logar-Tal bieten. Besonders schön ist die Aussicht beim Ausflugsbauernhof Kmetija Klemenšek, wo sich Almwiesen, Wälder und Bergspitzen zu einem perfekten, äußerst fotogenen Panorama vereinen.
GPS 46.425494, 14.636039
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