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Der Hahn auf dem Pfösslerhof in Südtirol, wo wir unseren Bauernhofurlaub verbringen, ist zum Glück ein Langschläfer. Erst gegen Viertel nach sieben begrüßt er den Tag mit mehrmaligem Krähen und zieht dann mit seinen Hennen durch die umliegenden Weinreben. Wenig später ist lautes Schnattern zu hören, zielstrebig spazieren vier Enten hintereinander über den Hof.
Ich öffne die große Schiebetür unseres Apartments und schaue neugierig heraus. Mein Blick reicht weit über die Weinberge des Hofs bis in den sonnigen Talkessel von Bozen. In der Zwischenzeit hat Bäuerin Manuela schon einen prall gefüllten Frühstückskorb mit hofeigenen Produkten vor die Apartmenttür gestellt. Die Sonne blitzt hinter den Bergen hervor und ein neuer Urlaubstag auf dem Bauernhof beginnt.
Bauernhofurlaub vereint Natur und Handwerk
Der Pfösslerhof ist einer von rund 1.700 authentisch geführten Höfen des Südtiroler Bauernbunds „Roter Hahn“ und liegt in sonniger Lage auf 654 Metern hoch über der Landeshauptstadt Bozen. „Seit dem 17. Jahrhundert wird hier Weinbau betrieben“, erzählt mir Klaus Steinegger, der den Hof vor über 25 Jahren von seinen Eltern übernahm. Heute bewirtschaftet er eineinhalb Hektar Rebfläche und baut neben vier Weißweinsorten auch den roten Südtiroler Vernatsch an. Die Trauben werden an eine Kellerei geliefert, einen Teil baut Familie Steinegger auf dem Hof aus.
Seit zwei Jahren gibt es vier Apartments, die für den Bauernhofurlaub auf dem Pfösslerhof genutzt werden. „Die Möbel habe ich selbst gebaut“, erklärt mir der Hofeigentümer, der zugleich Tischlermeister ist. „Die Ferienwohnungen sind jeweils einer Holzart gewidmet, dazu habe ich Fichte, Kiefer, Lärche und Zirbe verwendet.“
Für Begeisterung bei den Gästen sorgen auch die tierischen Hofbewohner, wie Enten, Hasen, Meerschweinchen, Wachteln und eine Katze. Hühner legen die Frühstückseier, vier Schweine freuen sich grunzend über jede Fütterung. Kühe und Kälbchen sind im Sommer auf der Hochalm und werden erst im Oktober in den Stall geholt. Klaus Steinegger fährt aber regelmäßig hinauf und nimmt mich eines Nachmittags mit. Gemeinsam treiben wir drei Mutterkühe mit ihren Kälbchen von einer Almwiese auf die nächste und schauen den Tieren dann gemütlich beim Grasen zu.
Brot backen wie zu Großmutters Zeiten
Ein weiteres Highlight meines Bauernhofurlaubs ist der Brotbackkurs, der in der Regel jeden Mittwoch stattfindet. An diesem Tag bin ich schon vor dem Hahn auf den Beinen und spaziere zum alten Hof hinüber. Oma Zilli hat in ihrer holzvertäfelten Stube aus dem Jahr 1867 schon den Kachelofen eingeheizt und formt Brote aus frischem Roggenteig. „Das Mehl habe ich gestern frisch gemahlen und auch die Hefe schon angesetzt“, verrät sie. „Jetzt müssen die Brote auf dem warmen Kachelofen noch ein wenig gehen und dann können wir mit dem Backen beginnen.“
Mit einer Tasse frisch aufgebrühtem Kaffee in der Hand verlasse ich mit den anderen Mitstreitern, die sich ebenfalls für einen Bauernhofurlaub auf diesem Hof entschieden haben, die warme Stube und blicke draußen in den gemauerten Ofen, in dem schon ein Feuer aus Reb- und Lärchenholz prasselt.
Klaus Steinegger schiebt die Glut beiseite und platziert mit gekonnten Handgriffen die Laibe in dem 400 Grad heißen Ofen. Bereits nach wenigen Minuten ist unser Frühstück fertig. Mit dem Holzschieber werden die flachen Roggenbrote auf das Abkühlbrett gelegt und mit einem Leinentuch abgedeckt. „Bedient’s euch“, fordert der Hobbybäcker uns auf. Wir greifen sehr gerne zu und genießen das warme Brot, das mit typischen Gewürzen wie Anis, Fenchel, Koriander und Brotklee versetzt ist.
Bauernhofurlaub mit kulinarischen Erlebnissen
Qualitätsprodukte wie das Brot von Familie Steinegger machen den authentischen Urlaub auf dem Südtiroler Bauernhof aus. „Urlauber können auf allen Höfen und in den Buschenschanken unseres Bauernbunds regionale Lebensmittel von Käse bis Saft und feine Speisen aus hofeigenen Produkten probieren und genießen“, betont Nadine Messner vom Roten Hahn. „Kurse zum Brotbacken oder Knödelkochen sind besonders beliebt.“
Seit dem Herbst 2023 bietet der Rote Hahn auch eine eigene Kochschule für alle, die Südtiroler Spezialitäten selbst zubereiten möchten. Karin Bracchetti und Sohn Max empfangen auf ihrem Föhrnerhof oberhalb von Bozen regelmäßig Gäste und bieten mit erfahrenen Köchen verschiedene Kurse, bei denen mit regionalen Produkten traditionelle bäuerliche Gerichte gemeinsam zubereitet und genossen werden.
Auch wir haben ein Kochevent gebucht und uns für den vegetarischen Abend entschieden. In gemütlicher Runde wird an der großen Tavolata mit Blick auf Bozen gespeist, dazu servieren Karin und Max auch ihren eigenen Wein. Es wird spät an diesem Abend und so sind wir froh, dass „unser“ Hahn auf dem Pfösslerhof am nächsten Morgen wieder erst um Viertel nach sieben kräht.
Informationen
Wer einen individuellen Bauernhofurlaub in Südtirol plant, kann zur Vorbereitung die zahlreichen Tipps auf den Internetseiten von Südtirol Tourismus und der dem Tourismusverband der Stadt Bozen nutzen.
Anreise
Mit dem Auto geht es über Innsbruck und den Brenner bis nach Bozen. Von hier sind es etwa zehn Minuten Fahrt hinauf zum Pfösslerhof. Wer statt Autobahn über die Alpenpässe nach Südtirol anreisen möchte, findet täglich aktualisierte Informationen über die Befahrbarkeit auf unserem Pässeportal.
Unterkunft
Die Dachmarke des Südtiroler Bauernbunds vereint 1.700 Bergbauern-, Obst- und Weinhöfe, die Bauernhofurlaub anbieten. Kleine Strukturen mit maximal fünf Ferienwohnungen oder acht Gästezimmern pro Hof sorgen für familiäres Flair. Zu dem Verbund gehören zudem nach bestimmten Qualitätskriterien ausgewählte Buschenschank- und Hofschankbetriebe sowie Höfe, die ausgewählte Delikatessen oder bäuerliches Handwerk produzieren.
Der Pfösslerhof oberhalb von Bozen gehört zum Roten Hahn und kann auch über diesen gebucht werden. Der Bauernhof bietet vier neue Apartments. Die Ferienwohnungen heißen Fichte, Kiefer, Lärche und Zirbe und sind mit Möbeln aus dem jeweiligen Holz eingerichtet. Auf dem Hof leben Schweine, Hühner, Enten, Meerschweinchen, Kaninchen und eine Katze. Die Kühe und Kälbchen können im Sommer auf der Alm besucht werden, im Winter stehen sie auf dem Hof. Dazu gibt es eigenen Wein und weitere Produkte, wie Speck, Fruchtaufstriche oder selbstgebackenes Brot. Gäste können einen Frühstückskorb mit teils hofeigenen Produkten buchen.
Kulinarik
Sehenswert ist der 1379 erstmals erwähnte Fronthof oberhalb von Völs am Schlern, der direkt am beliebten Wanderweg „Oachner Höfeweg“ liegt. Familie Kompatscher bietet Fleischspeisen vom eigenen Rind und Schwein, eigene Säfte und Weine sowie Spezialitäten wie Schupfnudeln und Kräuterknödel.
Neu ist die Kochschule auf dem Föhrnerhof oberhalb von Bozen. An ausgewählten Abenden kochen Gäste gemeinsam mit professionellen Südtiroler Köchen zu einem bestimmten Thema und genießen das Vier-Gänge Menü an der großen „Tavolata“, dem großen Tisch mit Blick auf Bozen. Gastgeber Karin und Max Bracchetti servieren dazu unter anderem eigene Weine.