Fatbikes, Schnee und Beatles: ein Wintertrip mit Geschichte

Die Piste wird mit jedem Meter steiler. Doch wir treten kräftig in die Pedale unserer Fatbikes und arbeiten uns mit leicht geröteten Gesichtern weiter den Berg hinauf. Einige Skifahrer kommen uns entgegen und winken fröhlich, Schneeschuhwanderer schauen neugierig vom Pistenrand hinüber. Plötzlich dreht das Hinterrad von Harald Steffner durch und der Skilehrer springt ab. „Wenn es zu steil wird, müssen wir schieben“, ruft er uns zu.

Der Fatbike-Lehrer Harald Steffner und seine Schülerin machen in der Winterlandschaft von Obertauern eine Pause
Fatbike-Lehrer Harald Steffner führt beim Winterradeln zu den Highlights von Obertauern © Thomas Sbikowski

Wir steigen von unseren Fatbikes, einer Variante der E-Bikes ab, und atmen erst einmal tief durch. Unsere Fatbikes haben zwar besonders dicke Stollenreifen, aber keine Spikes. Ist der Schnee zu weich, hilft auch der Elektromotor nicht mehr und so schieben wir unsere Räder ein paar Meter die Piste hinauf und biegen dann auf einen frisch präparierten Winterwanderweg ab. Auf dem festen Schnee haben die dicken Reifen sofort wieder Grip und mit voller Motorunterstützung geht es weiter durch die verschneite Landschaft rund um den österreichischen Bergort Obertauern.

Fatbiken in Obertauern: wo der Schnee zu Hause ist

Hier auf 1.740 Metern Höhe herrscht von November bis Anfang Mai Winter. Obertauern wird auch als Schneeschüssel bezeichnet, denn egal ob der Wind von Norden oder von Süden kommt, er sorgt immer für frisches Weiß. Skifahrer freuen sich über 100 Pistenkilometer und gleiten mit 26 Seilbahnen und Liften bequem auf die Gipfel.

Wer das Gebiet noch nicht kennt, begibt sich am besten auf eine der ausgeschilderten Tauernrunden für Fabike- oder Skitouren und fährt entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn rund um Obertauern. „Die Tauernrunden gibt es auch für Kinder“, erzählt uns Andrea Steiner, die seit über 20 Jahren mit ihrem Mann Thomas das Hotel Steiner im Herzen von Obertauern führt. Die Unterkunft ist besonders bei Familien beliebt, denn hier sorgen neben einem Familienpool auch ein Indoor-Waldspielplatz, eine Holzwerkstatt und ein Karaoke-Raum für Kurzweil.

Zwei Männer radeln auf E-Fatbikes durch den Schnee
Mit E-Fatbikes geht es über frisch präparierte Wege rund um Obertauern © Brigitte Bonder

„Unsere kleinen Gäste begeben sich auf die leichte Bobby-Runde und folgen dem Schneehasen über blaue Pisten“, gibt Andrea Steiner einen Tipp. Die My Track-Tour für Ski-erfahrene Kinder und Jugendliche lockt mit spannenden Funparks, Zeitmessstrecken und einer Geisterbahn. „Und abseits der Piste kann man sich im Biathlon probieren, mit dem Pferdeschlitten fahren oder Rodeln.“

Filmreif: Obertauern im „Help!“-Fieber

Obertauern gilt als eines der schneesichersten Skigebiete Österreichs. Das überzeugte vor 60 Jahren bereits die Beatles und so wurde der Ort im März 1965 zum Schauplatz des zweiten Beatles-Films „Help“. Für den Dreh in einer tief verschneiten Bergkulisse suchte man damals einen Ort mit hoher Schneesicherheit, der noch nicht so bekannt war. Schließlich sollten die Aufnahmen ohne großen Fanrummel stattfinden.

Drei der vier Beatles – John, Ringo Paul – üben während einer Drehpause Skifahren
Drei der vier Beatles – John, Ringo und Paul – während einer Drehpause, ohne Fatbike aber mit Skiern ©TVB Obertauern

Im Mittelpunkt des Filmes stand ein riesiger Diamantring, den Beatles-Drummer Ringo Star nicht mehr vom Finger bekam. Daraufhin wurden die vier Pilzköpfe von London über die österreichischen Alpen bis auf die Bahamas gejagt. „Heute erinnern drei Denkmäler an die Band“, erzählt Mona Maier vom örtlichen Tourismusverband.

„Die Beatles Statue auf der Piste am Kirchbühel-Lift, der Nachbau des Flügels an der Grünwaldkopf Bergstation und die vier Statuen der Musiker vor dem Hotel Edelweiss sind die beliebtesten Fotomotive der Region.“ Besonders am Klavier ist immer etwas los: Ein Skifahrer nach dem nächsten nimmt auf dem winzigen Hocker Platz und lässt sich vor den beeindruckenden Gipfeln ablichten.

Zeitreise mit dem Skilehrer: Fatbike-Geschichten aus Obertauern

Wer noch mehr Geschichten über Obertauern erfahren möchte, lauscht bei der Fatbike-Tour den Erzählungen von Harald Steffner. „Hier unterhalb der Seekarspitze wurde im Mittelalter Silber und Kupfer abgebaut“, weiß der 67-Jährige, der im nahegelegenen Radstadt aufwuchs. „Aus dem ehemaligen Berghaus der Knappen entstand später das Seekarhaus, an dem in den 1940er Jahren die erste Aufstiegshilfe für Skifahrer errichtet wurde.“

Eine Frau sitzt am Original Beatles-Klavier in Obetauern inmitten einer weißen Winterlandschaft
Das Beatles-Klavier am Grünwaldkopf hoch über Obertauern begeistert auch die Autorin © Thomas Sbikowski

Der nach wie vor enorm fitte Fatbike- und Skilehrer zeigt uns noch die weiten Almen, auf denen sich Mutige im Snowkiten versuchen können und radelt nach gut einer Stunde zurück zum Ort. „Ihr seid ja richtig gut drauf“, lobt er uns. „Dann biegen wir hier noch einmal auf eine Piste ab.“ Gesagt, getan. Harald Steffner schaltet einen Gang hoch und saust über die blaue Abfahrt 16d nach Obertauern zurück. Wir tun es ihm gleich, stellen uns in Schrittstellung in die Pedale und rollen die kurze Abfahrt zur Skischule hinab.

Informationen

Viele wissenswerte Informationen für die individuelle Reiseplanung hält der Tourismusverband Obertauern auf seiner Website bereit.

Anreise

Mit dem Auto über München, Salzburg und die Tauernautobahn nach Radstadt. Von hier geht es 20 Kilometer hinauf in die Berge. Achtung: Bei starkem Schneefall besteht Schneekettenpflicht! Wir bieten einen aktuellen Zustandsbericht über die Befahrbarkeit der Alpenpässe. Die Bahn fährt von Deutschland über Bischofshofen oder Salzburg bis Radstadt. Von hier geht es mit dem Bus nach Obertauern.

Schlafen & Träumen

Direkt im Ortszentrum und an der Skipiste liegt das Vier-Sterne-Superior-Hotel Steiner. Eltern mit Kindern quartieren sich in Apartments oder Familienzimmern ein, für Paare gibt es neben modernen Zimmern neue Adults-Only-Suiten mit eigener Sauna. Kinder toben sich drinnen auf dem Sandspielplatz, im Kreativatelier oder in der Holzwerkstatt aus. Erwachsene relaxen im BergSPA mit neuem Infinity-Pool, verschiedenen Saunen und Ruheräumen mit Bergblick.

Skipass

Die Liftgemeinschaft Obertauern bietet Tageskarten für Erwachsene ab 69,50 Euro und für Kinder ab 35 Euro an. Wer länger bleiben möchte, kann eine 6‑Tages-Karte ab 321,50 Euro für Erwachsene bzw. 178,50 Euro für Kinder erwerben.

E-Fatbiken

Wer die Region aktiv erkunden möchte, kann bei der Skischule Silvia Grillitsch das beschriebene E-Fatbiken ausprobieren. Schnupperkurse starten ab 65 Euro pro Person.






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