Goethe beschrieb seine Eindrücke von einer Wanderung durch die Jungfrau Region im Berner Oberland einst so: „Kein Gedanke, keine Beschreibung noch Erinnerung reicht an die Schönheit und Größe der Gegenstände.“ Und auch mir fällt es schwer diese Mischung aus erhabener, majestätischer Bergwelt, saftigen Bergwiesen und sympathischer, stilvoller Bewahrung lange gehüteter Traditionen zu beschreiben, als ich in den Spuren des deutschen Dichterfürsten diese Schweizer Landschaft erwandere. Ich bin überwältigt von imposanten Bergwänden, tosenden Wasserfällen und Hotels, die aus der Zeit gefallen zu sein scheinen.
Aber von Anfang an: An einem schönen Wochenende mache ich mich bereit für eine Wanderung im Herzen des Berner Oberlands. Mir wird im Vorfeld eine Reise zurück in die Blütezeit des alpinen Tourismus versprochen. Am frühen Nachmittag starte ich meine Tour in Interlaken. Von romantischer Ruhe am Berg ist hier erstmal nichts zu spüren.
Umringt von einigen begeistert fotografierenden Touristen aus aller Welt, bahne ich mir meinen Weg zum Brienzer See. Beim ersten Schritt auf den Salondampfer Lötschberg erahne ich, dass meine Reise in die Belle Epoque begonnen hat. Der Dampfer bringt mich zum Grandhotel Giessbach. Mit der Standseilbahn geht es bis zur Terrasse des 1875 erbauten Hotels. Hoch über dem See genieße ich den Blick über den See und das Rauschen des malerischen Giessbachfalls.
Begleitet von den Pfiffen der Murmeltiere
Am nächsten Morgen geht es auf den Berg. Der Postbus bringt mich nach Axalp, wo ich zunächst dem Schnitzlerweg mit seinen zahlreichen Holzfiguren folge, bis ich den Weg verlasse und mich in der verwunschenen Welt des Hochmoors Alp Kaltenbrunnen wiederfinde. Schritt für Schritt überwinde ich den ein oder anderen Höhenmeter, begleitet von den Pfiffen der Murmeltiere, denen meine Anwesenheit wohl nicht ganz geheuer ist.
Nach fünf Stunden bin ich froh, wie aus dem Nichts plötzlich das Berghotel Rosenlaui vor mir zu sehen und glaube mich in einer Zeitmaschine zu befinden. Auch wenn ich auf das Bad en Suite verzichten muss, fühle ich mich auf Anhieb wohl in dem geschichtsschwangeren Hotel, wo ich am Abend mit einem 4-Gänge-Menü im ehrwürdigen salle à manger belohnt werde.
Am Fuß der berüchtigten Eiger Nordwand entlang
Meine nächste Wanderetappe führt mich über die Große Scheidegg und spätestens hier stockt mir der Atem beim Blick auf Grindelwald und schroffe Bergriesen wie Wetterhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau. In der Ferne sehe ich die Kleine Scheidegg, mein Ziel für den heutigen Tag, und beschließe meinen Beinen eine kleine Auszeit zu gönnen. Für den Weg runter nach Grindelwald miete ich mir ein Trottibike, einen bergtauglichen Tretroller. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase rolle ich entspannt vorbei an alten Berghäusern und Blumenwiesen bis nach Grindelwald.
Ein paar Schritte durch das lebhafte Bergdorf und ich erreiche den Eigertrail. Immer am Fuß der berüchtigten Eiger Nordwand entlang, führt mich der Weg über steile Alpweiden, vorbei an tosenden Wildbächen und Wasserfällen zu meinem heutigen Quartier, dem Hotel Bellevue des Alpes. Erschöpft und stolz streife ich meinen Rucksack ab und lasse mich auf einen Stuhl auf der Terrasse des Hotels sacken. Beim Blick auf die hier zum Greifen nahe Eiger Nordwand, erfasst mich schon ein bisschen Ehrfurcht vor den Bergsteigern, die sich in diese Wand trauen.
Zeitreise in die 1920er Jahre
So langsam leert sich die Kleine Scheidegg. Die letzte Bahn bringt die Tagestouristen zurück nach Grindelwald oder Lauterbrunnen und eine, nur durch das Gebimmel der Kuhglocken unterbrochene Stille kehrt ein. Und spätestens beim Betreten des Hotels komme ich mir vor wie in den 1920ern. Es hätte mich nicht gewundert Luis Trenker in einem der schweren Ledersessel des originalgetreu renovierten Grandhotels zu sehen. Kein Wunder, dass das Hotel 2011 zum Swiss Historic Hotel des Jahres gekürt wurde.
Nach einer tief und fest durchschlafenen Nacht mache ich mich auf zu meiner letzten Etappe. Heute geht es zurück ins Tal. Und wieder wartet mein Weg mit einem großen Namen auf. Ich betrete die berühmte Lauberhornabfahrt. Da wo sich jedes Jahr die Top-Skifahrer des FIS Skizirkus hinunterstürzen, gehe ich gemütlich bis zu meinem ersten Zwischenziel Wengen. Über mir kreisen vereinzelte Paraglider. Was für einen tollen Ausblick müssen die von da oben haben? Aber auch mir eröffnet sich ein umwerfender Blick ins Lauterbrunnental mit seinen unzähligen Wasserfällen und das auf der anderen Seite des Tals gelegene Bergdorf Mürren.
Über Serpentinen hinab
Nach einem kurzen Bummel durch das gemütliche Alpendorf Wengen mit seinen typischen Holzchalets und Jugendstilhotels, führt mich mein Weg, den 295 m hohen Staubbachfall immer vor Augen, über Serpentinen hinab nach Lauterbrunnen.
Hier endet meine Wanderung. Die letzte Strecke zurück nach Interlaken bringt mich die Berner Oberland Bahn.
In Interlaken erwartet mich ein weiteres Highlight der Tour, das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & SPA. Wo in der Belle Epoque Majestäten, Künstler, Gelehrte und Schriftsteller residierten, werde ich von goldfunkelnden Spiegeln, Stuck und Kristall sowie von einem freundlichen Concierge empfangen. Eine gute Stunde später finde ich mich im hauseigenen SPA wieder. Ein Masseur kümmert sich um meine von der Wanderung strapazierten Knochen während ich in Gedanken noch einmal durch die Jungfrau Region ziehe.
Überwältigende Berglandschaft
Sicher, es gibt günstigere Wandergebiete als das im Berner Oberland. Wer als Wanderer aber einen gewissen Anspruch an seine Unterkünfte stellt und sich in einer immer wieder auf’s Neue überwältigenden Berglandschaft bewegen möchte, ist in der Jungfrau Region richtig aufgehoben.
Informationen zur Genusswanderung im Berner Oberland
Imposante Berge, jede Menge Freizeitaktivitäten und dazu ein reichhaltiges Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten machen die Schweizer Jungfrau Region mit den Orten Grindelwald, Wengen, Mürren und Lauterbrunnen zu einer besonderen Feriendestination.