Herbstwanderung auf dem Keschtnweg durch Südtirol

Kurz nach Sonnenaufgang kündigt ein Hahn den neuen Tag an. Leises Gackern begleitet das Krähen und wenig später stellt Evi Messner einen prall gefüllten Frühstückskorb vor die Tür unserer Ferienwohnungen. Die Stärkung vor der Bewältigung des Keschtnwegs. Es gibt frische Eier und Apfelsaft vom eigenen Hof, selbstgebackene Brötchen und Käse, Butter und Milch aus dem Dorf. Wir decken den Tisch auf unserer kleinen Terrasse und genießen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und den weiten Ausblick über grüne Täler hin zu den glitzerndenGipfeln der Dolomiten.

Bereits in der dritten Generation bewirtschaften die Messners den Rielingerhof auf dem Ritten oberhalb von Bozen und produzieren hauptsächlich Bio-Wein und Obst. Dazu halten sie Hühner und Schweine für den Eigenbedarf und ihren Buschenschank. Vor einigen Jahren haben sie zusätzlich vier Ferienwohnungen eingerichtet und bieten seither als Mitglied der Südtiroler Bauernhofvereinigung Roter Hahn Ferien auf dem Bauernhof an. Familiäre Atmosphäre und hofeigene Produkte sind somit gewährleistet.

Überwindung des Keschtnwegs in Abschnitten

Nach dem Frühstück ist Wandern angesagt. Praktischerweise führt der Südtiroler Keschtnweg direkt am Hof vorbei. Die insgesamt rund 90 Kilometer lange Wanderroute führt vom Kloster Neustift bei Brixen entlang der Hänge des Eisacktals auf das Rittner Hochplateau und weiter in den Bozner Talkessel zur Burg Runkelstein.

Der Südtiroler Keschtnweg führt praktischerweise direkt am Rielingerhof vorbei ©Thomas Sbikowski
Der Südtiroler Keschtnweg führt praktischerweise direkt am Rielingerhof vorbei ©Thomas Sbikowski

Der Keschtnweg gliedert sich in mehrere Teilabschnitte, die sich in verschiedenen Varianten auch als Tagestour eignen. Namensgeber sind die Keschtn, also die Kastanien. Besonders schön ist das Erlebnis daher, wenn die Früchte des Baumes reif sind.

Timing ist alles auf dem Keschtnweg

Unterwegs bekommen die Wanderer auf dem Keschtnweg einen Einblick in die Geschichte des „Brotbaumes“, denn Kastanien waren bis in die Neuzeit mindestens sechs Monate im Jahr ein wichtiges Nahrungsmittel.

„Je nach Kondition könnt Ihr bis Wolfsgruben oder Oberbozen wandern und mit der historischen Schmalspurbahn zurück nach Klobenstein fahren“, empfiehlt Winzer und Hofbesitzer Matthias Messner. „Vom Bahnhof bis zum Rielingerhof ist es aber noch eine Stunde zu Fuß, das dürft Ihr nicht vergessen.“ Also schnell die Wanderschuhe geschnürt und los spaziert.

Lohn der Mühe sind die Ausblicke

Der Keschtnweg führt uns vom Rielingerhof aus durch dichte Wälder stets bergauf und bergab, immer wieder eröffnen sich weite Panoramablicke auf die zackigen Gipfel der Dolomiten. Dann ragen auf der rechten Seite plötzlich die berühmten Rittner Erdpyramiden auf. Die unzähligen Felsspitzen bestehen aus kegelförmig aufgeschüttetem Lehm, die bizarren Landschaftsformen sind bei Ausflüglern beliebte Fotomotive.

Eine Wanderin sitzt auf einer Bank in den Dolomiten und genießt den Ausblick auf die Dolomiten
Lohn der Wandermühe sind die Ausblicke auf die Dolomitengipfel ©Thomas Sbikowski

Endlich wird es auf dem Keschtnweg flacher und Kastanienbäume säumen den Pfad bis zur kleinen Ortschaft Unterinn. Hier laden Buschenschänken zur Einkehr, Bauern bieten die frischen Produkte ihrer Höfe an.Frisch gestärkt erklimmen wir den Berg hinauf nach Wolfsgruben und durchqueren immer wieder die riesigen Apfelbaumhaine, für die Südtirol so bekannt ist. Für heute haben wir genug gewandert. Am Bahnhof in Wolfsgruben steigen wir in die halbstündlich verkehrende Rittner Bahn und schaukeln mit vielen anderen Ausflüglern bequem zurück nach Klobenstein.

Bis zum Rielingerhof ist es jetzt noch ein Stück. Rund eine Stunde führt uns der Weg stetig bergab und so langsam melden sich die Waden. Endlich haben wir den Keschtnweg wieder erreicht und in der Ferne leuchtet das Weiß des Rielingerhofs in der Sonne. Wir haben Glück. Der Buschenschank hat noch geöffnet. Während Evi Messner frische Schlutzkrapfen mit Brennnesseln serviert, schenkt Winzer Matthias seinen frisch abgefüllten Bio-Vernatsch aus. Wenig später sitzt er mit uns gemütlich in der Abendsonne und genießt den weiten Blick über die Südtiroler Bergwelt.

Informationen

Die Website vom Tourismusverband Ritten bietet zahlreiche Tipps und Informationen für die individuelle Reiseplanung ans Sonnenplatau von Südtirol.

Anreise

Mit dem Auto geht es über Innsbruck und den Brenner bis nach Bozen. Von hier sind es etwa 30 Minuten Fahrt über serpentinenreiche Straßen nach Siffian.
Wer statt Autobahn über die Alpenpässe nach Südtirol anreisen möchte, findet täglich aktualisierte Informationen über die Befahrbarkeit auf unserem Pässeportal.

Unterkunft

Der Rielingerhof liegt oberhalb von Bozen auf der Sonnenseite des Rittens und verfügt über vier Ferienwohnungen für zwei bis vier Personen. Am Hof leben Schweine, Katzen, Hühner und ein Hund. Dazu gibt es hofeigenen Wein und weitere Produkte wie Speck, Fruchtaufstriche oder Brot. Gäste können ein typisches Bauernfrühstück dazu bestellen.

Buchbar ist er über den Südtiroler Bauernbund „Roter Hahn“. Hier stehen über 1.600 Bergbauernhöfe, Obst- und Weinhöfe zur Auswahl, die familiäre Atmosphäre und hofeigene Produkte bieten.

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