Eigentlich sieht es ganz einfach aus. Balázs Thurzó wirft sich bäuchlings auf das knallblaue Airboard, hält sich an den seitlichen Griffen fest und gibt mit den Stiefeln Schwung. Sofort nimmt das prall aufgepumpte Hightech-Luftkissen Fahrt auf und der Skilehrer gleitet mit dem Kopf voran in großen Kurven neben dem Kirchbühellift im Herzen der österreichischen Alpenregion Obertauern ins Tal. Unten angekommen wirbelt er beim Bremsen eine große Schneewolke auf, lacht kurz und winkt mir auffordernd zu. Vorsichtig lege ich mich bäuchlings auf das Airboard und versuche, durch Gewichtsverlagerung zu lenken. Das gelingt mir im ersten Versuch nur mäßig und so sause ich die letzten Meter über den flach auslaufenden Hang einfach geradeaus zur Talstation.
Voller Schnee rappele ich mich auf, schnappe mir das Airboard und fahre mit dem Schlepplift wieder hinauf. Einfach auf das Luftkissen knien, den orangefarbenen Anker schnappen und hochziehen lassen. Das ist im Gegensatz zur Abfahrt relativ einfach. Oben angekommen, greift sich Balázs eine Schneeschaufel. „Während Du das Kurvenfahren übst, baue ich eine kleine Sprungschanze“, erklärt der ungarische Skilehrer. Und so versuche ich während der nächsten Abfahrten, das Luftkissen mit vollem Körpereinsatz zu lenken und siehe da, es wird langsam besser. Schon bald fliege ich über den kleinen Schneehügel und rutsche gutgelaunt immer wieder die Piste Nummer 25a hinab.
Gute Schneebedingungen in Obertauern
Obertauern liegt rund 90 Kilometer südlich der Alpenstadt Salzburg und gilt als „Schneeschüssel“. Hier auf 1.740 Meter Seehöhe herrscht von November bis Anfang Mai zumeist tiefster Winter, denn egal von wo der Wind kommt, er sorgt nahezu immer für frisches Weiß. Das garantiert gute Skibedingungen und schont zugleich die Ressourcen, denn in Obertauern muss weniger Kunstschnee erzeugt werden als in anderen alpinen Skigebieten.
Wintersportler wie ich freuen sich über mehr als 100 Pistenkilometer und so erkunde ich die rund um den Ort aufragenden Skiberge am liebsten über die ausgeschilderten Tauernrunden. Die Lifte sind dabei so angelegt, dass sämtliche Pisten entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn abgefahren werden können. Das Auto wird dafür nicht benötigt, denn rund um die Passhöhe liegt immer eine Piste direkt vor der Hoteltür.
Alpines Skigebiet für Familien
Fortgeschrittene wedeln über die schwarzen und roten Hänge, rund 60 Prozent der Abfahrten sind als leicht eingestuft und für Anfänger geeignet. „Obertauern ist daher ein echtes Familienskigebiet“, weiß Andrea Steiner, die seit über 20 Jahren mit ihrem Mann Thomas das Hotel Steiner führt. „Für Kinder gibt es die leichte Bobby-Runde, die über blaue Pisten einmal rund um Obertauern führt.“
Rund vier Stunden sollten Eltern für eine gemütliche Skifahrt auf den Spuren des Schneehasen-Maskottchens einplanen. Jugendlichen bietet die My-Track-Tour spannende Herausforderungen in Form von Funparks, Zeitmessstrecken und einer Geisterbahn, die auch bei Erwachsenen beliebt ist.
Action neben der Piste
Neben den Tauernrunden für große und kleine Skifahrer gibt es in Obertauern auch abseits der Piste viele Angebote für winterliche Outdoor-Aktivitäten. So kann man auf der Gnadenalm am Ortsrand die beliebte Sportart Biathlon ausprobieren. Ich hingegen lasse es ruhig angehen und genieße stattdessen bei dichtem Schneefall eine entspannte Pferdeschlittenfahrt.
Für Familien mit Kindern gibt es seit kurzem ein neues Highlight in Obertauern, denn im Hotel Steiner können sie gemeinsam Sandburgen bauen oder mit Holz basteln. Dafür hat die Familie Steiner für seine Gäste extra einen großen Indoor-Waldspielplatz eingerichtet. Ein beeindruckendes Erlebnis ist auch die rasante Fahrt mit dem PS-starken Rodeltaxi samt anschließender Schlittenfahrt durch die verschneiten Wälder.
Airboarden bei jedem Wetter
Mein Highlight bleibt jedoch das Airboarden. Balázs Thurzó von der Skischule Grillitsch bietet bereits seit fünf Jahren Schnupperkurse in Obertauern an und baut seine Schneeschanzen überwiegend für Jugendliche und junge Erwachsene. „Die Sportart ist für Kinder ab etwa fünf Jahren geeignet und daher auch eine tolle Aktivität für Familien“, erzählt mir der Skilehrer.
Auch bei starkem Schneefall und schlechter Sicht sind die Fahrten auf dem Luftkissen eine spannende Alternative zum Skifahren. „Bei den meisten Erwachsenen werden dabei Erinnerungen an wilde Schlittenfahrten aus Jugendzeiten wach und die Kinder freuen sich, wenn sie ihre Eltern auf der Piste abhängen können.“ Auch ich komme mit dem Airboard immer besser zurecht. Daher legt Balázs gutgelaunt eine Schüppe drauf. „Jetzt kannst Du noch weiter fliegen“, freut sich der Skilehrer, schnappt sein blaues Luftkissen und saust als erster über die kleine Sprungschanze am Kirchbühellift in Obertauern.
Informationen
Anreise
Mit dem Auto über München, Salzburg und die Tauernautobahn nach Radstadt. Von hier geht es 20 Kilometer hinauf in die Berge. Es sollte unbedingt beachtet werden, dass einige Alpen-Pässe gesperrt oder nur mit Schneeketten befahren werden dürfen. Wer Umwege vermeiden möchte, sollte dies bei der Streckenplanung beachten. Die Bahn fährt von Deutschland über Bischofshofen oder Salzburg bis Radstadt. Von hier geht es mit dem Bus nach Obertauern.
Unterkunft
Direkt im Ortszentrum und an der Skipiste liegt das Vier-Sterne-Superior-Hotel Steiner. Eltern mit Kindern quartieren sich in Apartments oder Familienzimmern ein. Für Paare gibt es neben modernen Zimmern neue Adults-Only-Suiten mit eigener Sauna. Kinder toben sich drinnen auf dem Sandspielplatz, im Kreativatelier oder in der Holzwerkstatt aus. Erwachsene relaxen im BergSPA mit neuem Infinity-Pool, verschiedenen Saunen und Ruheräumen mit Bergblick.
Doppelzimmer inkl. Vollpension ab 155 Euro / Person.
Airboarden
Bei der Skischule Grillitsch kostet der zweistündiger Schnupperkurs inkl. Airboard 65 Euro. Mindestteilnehmerzahl 4 Personen.
Pferdeschlittenfahrt
Die Gnadenalm bietet eine einstündige, private Fahrt mit dem Pferdeschlitten an. Kosten: 90 Euro für bis zu 5 Personen.