Von unserem Domizil, dem Alpen Boutique Hotel Alpetta in Nauders am Reschenpass, brechen wir an diesem Morgen zu einer großartigen Pässetour zum Stilfser Joch über drei Ländergrenzen hinweg auf. Das Programm liest sich verheißungsvoll: Vom Reschenpass zum Stilfser Joch, Italiens König unter den Pässen. Dann hinein in die Schweiz, über den Umbrailpass ins Val Müstair und dort zum UNESCO Weltkulturerbe.

Pässetour zum Stilfser Joch
Das mittelalterliche Glurns ist das Tor zur Pässetour zum Stilfser Joch © Stephan Fennel

Weiter wird es Richtung Ofenpass und zum Schweizer Nationalpark gehen, dann durch das Engadin und abschließend zu einem kurzen Intermezzo nach österreich, mithin wieder zurück nach Nauders. Die Route ist ein Leckerbissen für Alpenfans: Neben dem Erlebnis, einen der höchsten Alpenpässe mit immerhin 2.757 Metern über N.N. zu überqueren, stellt die umgebende Landschaft jede Menge Outdoor-Vergnügen zur Verfügung.

Auf dieser Pässetour zum Stilfserjoch erscheint es mehr als lohnend, die frische Fahrt durchs Gebirge ein um das andere Mal zu unterbrechen und zumindest kurzzeitig das Lenkrad gegen den Wanderstock zu tauschen. Fast 135.000 Hektar Schutzzone stehen zwischen den begrenzenden Tälern, etwa dem Vinschgau oder dem Veltlin, als Auslauf bereit – eine der größten Naturparkzonen Europas.

Seit 1935 existiert der Nationalpark Stilfser Joch bereits. Allerdings hatte Europa seinerzeit ganz andere Sorgen. Daher dauerte es noch bis 1951, bis endlich die Reglementierung für das Areal verabschiedet werden konnte. Eine letzte Erweiterung gab es 1977, seitdem besteht das Schutzgebiet in der aktuellen Ausdehnung.

Nicht weniger attraktiv sind die 48 teilweise mehr als engen Kehren, die an der Nordostrampe vom Örtchen Prad, auf 915 Metern gelegen, zum Scheitelpunkt führen. Bei der Auffahrt zum Stilfser Joch werden gleich drei Vegetationszonen durchquert, die Baumgrenze endet erst auf rund 2.100 Metern Höhe.

Pässetour zum Stilfser Joch
Die rund 50 Kilometer lange Strecke über das Stilfser Joch weist beeindruckende 87 Kehren auf, 48 von Prad zum Scheitel, 39 hinab nach Bormio. @ alpenpaesse.de/Jottusch

Die Passhöhe ist ein Rummelplatz

Oben angelangt möchte man allerdings auf den eigentlich obligatorischen Espresso verzichten. Wegen des großen Andrangs, besonders in den Sommermonaten, ist die Passhöhe zu einem Rummelplatz verkommen, auf dem Ramsch, Souvenirs und jede Menge nutzloser Kram feilgeboten werden. Das mag so gar nicht zu der grandiosen Umgebung mit dem Panorama der Ortlergruppe passen. Glücklicherweise gibt es eine Alternative, den Grenzübertitt in die Schweiz, dem sich auch gleich die Befahrung der nächsten Passlegende anschließt.

Der Umbrailpass ist mit seinen 2.502 Metern zugleich der höchste Pass der Eidgenossen. Früher wurde er wegen seiner eigentlich mit jedem Fahrzeug gut befahrbaren Schotterpassage von vielen Besuchern gemieden. Die meisten quälten sich lieber nach Bormio in der Lombardei hinab. Doch längst ist auch der Umbrail durchgehend asphaltiert.

Wer den Weg über den Umbrail nimmt, rollt vorbei an traumhaften Wasserfällen, die sich ganzjährig bergab stürzen. Sind die ersten paar hundert Höhenmeter abwärts überwunden, schlängelt sich der zeitweise in der Bedeutungslosigkeit versunkene historische Saumpfad einem weiteren Highlight dieser Pässetour zum Stilfser Joch entgegen, dem Val Müstair.

Pässetour zum Stilfser Joch
Die Pässetour zum Stilfser Joch führt auch ins Weltkulturerbe Müstair © Stephan Fennel

Weltkulturerbe aus der Karolingerzeit

Die verstreut liegenden Gemeinden des Tals liegen Ankömmlingen verschlafen zu Füßen. Von der Dreiländer-Rundtour abzweigend lohnt ein Abstecher in den Hauptort Müstair – oder Münster. Das dort angesiedelte Kloster besteht bereits seit Karolingerzeiten, Karl der Große selbst hat es wohl 775 gegründet. Auch die UNESCO hat die Bedeutung der Anlage und der in ihr schlummernden, mittelalterlichen Sakralkunst anerkannt und dem „Monasterium“, das Ort und Tal den Namen gab, zum Weltkulturerbe erklärt.

Auf der Rückfahrt von der Pässetour zum Stilfser Joch ist der Ofenpass das letzte große Hindernis zwischen der Abgeschiedenheit Müstairs und dem Schweizer Nationalpark, dem bisher einzigen der Eidgenossen. Der Rest eines erfüllten Fahr- und Wandertages ist für die Rückkehr nach Nauders vorgesehen. Dafür wird das Engadin mit seinen schier unaussprechlichen Ortsnamen wie Scuol oder S-chanf in voller Länge nordostwärts durchquert. Kurz vor der Grenze zu Österreich könnte man, wenn es die Zeit zulässt, noch einen Abstecher zum Volltanken und shoppen in der Zollfrei-Zone Samnaun einlegen. Ansonsten wird ein letztes Mal Schwung geholt, und hinauf geht es Richtung Reschenpass.

Als Nauders uns wiedersieht, ist es schon spät geworden. Dennoch warten unsere Gastgeber mit einem formidablen Dinner auf – zu dem die Erkenntnis passt, dass diese Pässetour zum Stilfser Joch sicher nicht unsere letzte war.


Die Highlights dieser Pässetour zum Stilfser Joch

Reschenpass 1.504 m

Der Übergang war schon zu Römerzeiten Teil der Via Claudia Augusta. Er verbindet das Vinschgau mit Tirol. Hauptattraktion ist der nahe gelegene Reschensee mit dem aus dem angestauten Gewässer herausragenden Kirchturm von Alt-Graun. Der mautfreie Pass ist der Einstieg in die Pässetour zum Stilfser Joch und wird ganzjährig offen gehalten.

Stilfser Joch 2.757 m

Der höchste Straßenpass Italiens weist insgesamt 87 Kehren in seinem Verlauf auf, 48 davon an der Nordostrampe. Außerdem bildet die Strecke auf der Pässetour zum Stilfser Joch die Zufahrt zum Nationalpark Stilfser Joch, der von der Ortlergruppe dominiert wird und einige schöne Gebirgswanderungen ermöglicht. Der Pass ist – noch – mautfrei und mit Ende der Wintersperre meist von Ende Mai bis Anfang November befahrbar.

Umbrailpass 2.502 m

Die 13,4 km lange Straße von Santa Maria im Val Müstair wurde 1901 fertiggestellt und passiert unmittelbar nach der Passhöhe die Grenze zu Italien. Anschließend mündet sie in die Südwest-Rampe der Straße über das Stilfser Joch. Ein 2,5 Kilometer langer Abschnitt wurde erst vor wenigen Jahren asphaltiert, seither ist der Pass von allen Fahrzeugen nutzbar. Der Umbrail ist mautfrei und mit Ende der Wintersperre von April bis Oktober gut befahrbar.

Ofenpass 2.149 m

Der Pass verbindet Zernez im Engadin mit dem Val Müstair und führt auf seiner Nordseite durch den Schweizer Nationalpark. Sein Name stammt von
Eisenschmelzen, die einst in Passnähe betrieben wurden. Die mautfreie Strecke wird ganzjährig freigehalten.


Pässetour zum Stilfser Joch Hotel Alpetta

Tourhotel für die Pässetour zum Stilfser Joch

Alpen Boutique Hotel Alpetta

Familie Penz
Bundesstraße 359
A-6543 Nauders
T +43 (0)5473 87573
info [at] alpetta.at | www.alpetta.at

Das hübsche Kleinod am Reschenpass ist ein familiär geführter Betrieb. Hier finden Familien und Aktivurlauber wie Wanderer oder Biker eine passende Herberge für ihre jeweiligen Ansprüche.

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