Auf Schmugglerpfaden durchs Allgäu

Jahrhundertelang hat das Wasser hier den Modelliermeister gespielt. Unzählige Auswaschungen und Strudeltöpfe zeigen sich im glasklaren Bach, links und rechts ragen steile Klippen aus grobem Nagelfluhgestein hinauf. In der Hausbachklamm ist es an diesem sonnigen Tag angenehm kühl. Der Wind rauscht in den Blättern der Bäume, hier und da plätschern Stromschnellen und kleine Wasserfälle. Wir sind auf Schmugglerpfaden im Allgäu unterwegs.

Wir genießen die angenehmen Temperaturen und folgen dem kleinen Fluss über schmale Pfade, Treppen und Stege. Seit einigen Tagen wandern wir schon mit dem Rucksack auf der Wasserläufer-Route auf Schmugglerpfaden und entdecken immer wieder interessante Besonderheiten der Natur.

Schmugglerpfade Allgäu
Große Teile der Wasserläufer-Route verlaufen entlang von Bächen ©Thomas Sbikowski

Die eigenartigen Felsformationen am Wegesrand in der Hausbachklamm haben wir so noch nie zuvor gesehen. Es scheint, als hätte jemand unzählige Nägel derart tief in den Felsen geschlagen, so dass nur noch deren Köpfe herausschauen. „Herrgottsbeton nennen Einheimische das Gestein, da man sich früher dieses Phänomen nicht erklären konnte“, hatte uns ein Naturparkranger am Vortag erklärt. „In Wirklichkeit wurden jedoch abgelagerte Flusskiesel im Laufe von Jahrmillionen durch hohen Druck miteinander verklebt.“ Nach dem kurzen Fotostopp überqueren wir den Bach und machen uns auf die letzten Kilometer zum heutigen Etappenziel in Weiler im Allgäu.

Genusswandern auf der Wasserläufer-Route

Die Routen der „Wandertrilogie Allgäu“ führen auf insgesamt 54 Etappen durch die verschiedenen Landschaften der Region. Während die Wiesengänger-Route über leichte Wege das Hügelland im Norden durchquert, absolvieren sportliche Ausflügler auf den Himmelsstürmer-Etappen viele Höhenmeter in alpinem Gelände.

Schmugglerpfade Allgäu
Entlang der Wasserläufer-Route eröffnen sich herrliche Weitblicke ©Thomas Sbikowski

Für Einsteiger mit normaler Kondition und Genusswanderer wie uns ist die Wasserläufer-Route in der Voralpenlandschaft die richtige Wahl. Über 400 Kilometer folgt die Tour den Wegen des Wassers entlang von Bächen und Seen von Scheidegg im Westen bis Halblech im Osten. Für ein verlängertes Wochenende bieten sich einzelne Etappen an, landschaftlich besonders vielseitig zeigt sich das westliche Allgäu im sogenannten „Wasserreich“ zwischen Oberreute und Lindenberg. Hier haben Gletscher und Schmelzwasser ihre Spuren in Form von tiefen Schluchten, schroffen Klammen und beeindruckenden Wasserfällen hinterlassen.

Wandern auf historischen Schmugglerpfaden

Wir haben uns für das Wander-Wochenende die Wasserläufer-Etappen mit den Nummern 16 bis 18 ausgesucht, denn hier locken zudem Kulturerlebnisse auf alten Schmugglerpfaden und im Hutmuseum Lindenberg. Die Durchquerung der Hausbachklamm ist das Highlight der Etappe 16 zwischen Oberreute und Weiler-Simmerberg, aber auch sonst sorgt die Natur am ersten Tag für viel Abwechslung. Vom Startpunkt aus erklimmen wir zunächst die Martinshöhe und blicken vom Gipfelkreuz über die hügelige Voralpenlandschaft. Über alte Grenzerpfade wandern wir mit einem kurzen Abstecher nach Österreich zum Quellgebiet des Hausbachs, dem idyllischen Hochmoor „Wildrosenmoos“.

Am Etappenziel in Weiler kehren wir im Gasthof der Post Brauerei ein, hier wird bereits seit 1650 Bier nach bayerischem Reinheitsgebot gebraut. „Ihr müsst unbedingt unser Bier-Eis probieren“, hatte uns der Wirt empfohlen. „Das passt auch nach den Allgäuer Kässpatzen noch.“

Die Schmugglerpfade gehen immer am Wasser entlang

Gut gestärkt folgen wir am nächsten Tag erneut dem Wasser. Entlang von Mühlbach und Eyenbach erreichen wir die Rothach, durchqueren das Dorf Scheffau und spazieren zum Skywalk Allgäu. Viele Urlauber genießen an diesem sonnigen Tag die Fernsicht vom Baumwipfelpfad aus, Kinder vergnügen sich auf dem Waldspielplatz. Uns ist das zu trubelig und so lassen wir den Erlebnispark links liegen und beenden die 17-Kilometer-Etappe auf der Panoramaterrasse des „Fünfländerblick“ in Scheidegg.

Schmugglerpfade Allgäu
Ein beliebtes Ausflugsziel für Familien ist der Skywalk-Allgäu ©Thomas-Sbikowski

Am letzten Tag der dreitägigen Wanderung auf Schmugglerpfaden dreht sich erneut alles um die Gewässer des westlichen Allgäu. Bereits kurz nach dem Start laden die Scheidegger Wasserfälle zum Fotostopp, hier stürzt das erfrischende Nass des Rickenbachs mit viel Getöse über zwei mächtige Stufen in die Tiefe. 22 und 18 Meter sind die beiden Wasserfälle hoch, die durch einen Wechsel von harten Gesteinsschichten aus Nagelfluh und weichem Mergel entstanden.

Nach einem kurzen Rundgang auf dem Geo-Erlebnispfad spazieren wir über blumenreiche Almwiesen zu typisch Allgäuer Höfen und erreichen gegen Mittag den Waldsee von Lindenberg. Das Hutmuseum im Ort, das von der Geschichte des „Klein-Paris“ der Hutmode im Allgäu erzählt, muss noch warten. Denn wir stürzen uns am Ende unserer Wasserläufer-Etappe erstmal mutig in das 17 Grad kalte, aber angenehm weiche Moorwasser.

Informationen

Informationen zur individuellen Urlaubsplanung bietet die Website von Allgäu Tourismus.

Anreise

Von Deutschland aus erreicht man Oberstaufen über die A7 (Ulm-Füssen) oder die A96 (München-Memmingen) und dann je nach Standort weiter über das Autobahnkreuz Allgäu. Aus der Schweiz kommt man über St. Gallen und Bregenz, aus Tirol über den Fernpass.

Tagesaktuelle Informationen zur Befahrbarkeit aller Alpenpässe gibt es auf unserem Partnerportal dem Pässeportal.

Unterkunft

Ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen auf der Wasserläufer-Route und damit auf den Schmugglerpfaden ist das Naturresort Haubers in Oberstaufen. Start- und Zielpunkte der Etappen lassen sich mit Bahn oder Bus erreichen.

Restaurants

Bereits vor 170 Jahren wurde im Gasthof und Brauerei Zur Post Post in Lindenberg Bier gebraut und ausgeschenkt, heute gibt es Allgäuer Gerichte, verschiedene Bierspezialitäten und Biereis im gemütlichen Braustüble oder im Biergarten.

Bei gutem Wetter werden auf der Sonnenterrasse des Restaurants Fünfländerblick in Scheidegg bayerische Gerichte mit Blick über Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und die Schweiz serviert.

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