Die Schneemesserin vom Hengstpass

Stattliche 260 Zentimeter Schnee – auf 830 Metern Seehöhe: einen Winter wie im Jahr 2019 hat selbst Ottilie Fuxjäger noch nicht erlebt – und das soll etwas heißen. Schließlich gilt die 86-Jährige als älteste Schneemesserin in Österreich. Ihr Wohn- und Arbeitsort heißt Mooshöhe am Hengstpass. Es ist ein winziges Dörfchen am Rande der Urlaubsregion Pyhrn-Priel in Oberösterreich. Von den einst 33 Bewohnern lebt außer ihr heute keiner mehr am Berg. Wegziehen kommt aber trotzdem nicht in Frage, denn Schneemessen ist für Ottilie Fuxjäger längst zur Lebensaufgabe geworden.

Frau Fuxjägers Gespür als Schneemesserin

Schneemesserin
Sämtliche Daten werden von der Schneemesserin fein säuberlich in ein Büchlein übertragen

Kaffee kochen, Kater Max füttern und dann – bewaffnet mit einem langen Zollstock – hinaus vor die Haustür: Seit nunmehr fast elf Jahren beginnen so ihre Wintertage,  bei jedem Wind und jedem Wetter. Im Auftrag des oberösterreichischen Lawinenwarndienst misst Ottilie Fuxjäger allmorgendlich die aktuellen Schneehöhen und Neuschneemengen. Außerdem überwacht sie die automtische Wetterstation. 

Sämtliche Daten werden von der Schneemesserin fein säuberlich in ein Büchlein übertragen und von den Verantwortlichen in Linz per Telefon abgefragt. Fuxjägers Aufzeichnungen dienen zur exakten Einschätzung der Wetterlage und spielen, trotz Satellitenaufzeichnungen, auch heute noch bei der Erstellung von Prognosen eine wichtige Rolle.

Für Ihre Tätigkeit erhält die rüstige Dame einmal jährlich eine kleine Aufwandsentschädigung. Doch um die geht es ihr nicht. Viel wichtiger ist es, eine Aufgabe zu haben, gebraucht zu werden, dem Tag Struktur zu geben. Denn das Leben in ihrem kleinen Dorf ist einsam – zumindest im Winter: Von den fünf Holzhäusern auf der Mooshöhe ist heute nur noch ihres bewohnt.

Die Schneemesserin lebt alleine mit dem Kater und zehn Hühnern

schneemesserin mit katze

Seit dem Tod ihres Mannes 2012 und dem ihrer Schwägerin vier Jahre später, ist sie hier oben ganz allein mit ihrem Kater und den zehn Hühnern. Dass sie im Januar fünf Tage lang eingeschneit war – für Ottilie Fuxjäger kein Problem: „So ist es halt manchmal in den Bergen. Wobei der heurige Winter mit dem vielen Schnee schon ein ganz besonderer ist. In meinen Aufzeichnungen habe ich nichts Vergleichbares gefunden und ich kann mich auch nicht an solche Schneemengen erinnern“, erzählt Fuxjäger und fügt hinzu: „Die Skifahrer und Tourengeher bei uns in der Urlaubsregion Pyhrn-Priel freut’s jedenfalls, denn denen bieten sich heuer Traumkonditionen bis weit ins Frühjahr hinein.“

Die weiteren Aussichten der Schneemesserin

Wie es wettertechnisch in den nächsten Monaten am Hengstpass weitergehen wird, weiß auch Ottilie Fuxjäger nicht zu beantworten. „Fest steht aber, dass auf jeden Winter ein Sommer folgt“. Mit dem kommen dann auch wieder die Gäste hinauf auf die Mooshöhe.

Von Mai bis Oktober ist in einem der leerstehenden Nachbarhäuser eine Radlereinkehr eingerichtet. Dann wird die Schneemesserin vom Hengstpass wieder draußen vor der Tür sitzen, den Blick über die Berge schweifen lassen und den vielen vorbeikommenden Bikern von ihrem Leben erzählen – und natürlich auch vom vergangenen Jahrhundertwinter in der Urlaubsregion Pyhrn-Priel.

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